Arany

[668] Arany (spr. áranj), 1) János (Johann), hervorragender ungar. Dichter, geb. 1. März 1817 in Groß-Szalonta, gest. 22. Okt. 1882 in Budapest, besuchte 1832–36 das Kolleg in Debreczin, bekleidete dann eine Lehrerstelle in seiner Vaterstadt und wurde 1840 zum zweiten Komitatsnotar ernannt. Seinem dichterischen Talent verschaffte er mit einem Schlag Anerkennung, als er mit dem anonym veröffentlichten komischen Epos »Die verlorene Verfassung« (1845) einen Preis der Kisfaludygesellschaft errang. Gleich starken Erfolg hatten seine nächsten beiden größern Dichtungen, die poetischen Erzählungen »Toldi« und »Die Eroberung von Murány« (beide deutsch von Kertbeny, Leipz. 1851). Während der ungarischen Revolution bekleidete A. eine Konzipistenstelle im Ministerium Szemere, lebte dann mehrere Jahre arm und gedrückt in seinem Heimatsort, bis er 1854 die Professur der ungarischen Sprache und Literatur am Gymnasium von Nagy-Körös erhielt, von wo er dann 1860 als Direktor der Kisfaludygesellschaft nach Budapest berufen wurde. Seit 1859 ordentliches Mitglied der ungarischen Akademie, wurde er 1865 zum ständigen Sekretär derselben ernannt, legte aber 1878 diese Stelle aus Gesundheitsrücksichten nieder. A. ist mit Petöfi der bedeutendste ungarische Nationaldichter der Neuzeit. Seine Darstellung ist männlich-kräftig, seine Form einfach-melodisch, dabei von dem Bilderreichtum der magyarischen Volkssprache aufs glücklichste getragen. A. hat unter anderm der ungarischen Literatur ihre glänzendsten epischen Dichtungen und eine große Anzahl klassischer Balladen geschenkt. Von spätern Dichtungen sind noch zu erwähnen »Katharina« (1850), »Die Zigeuner von Groß-Ida« (1852), »Toldis Abend« (1854; deutsch von Kolbenheyer, Pest 1856), »Budas Tod« (1864, preisgekrönt; deutsch von Sturm, Leipz. 1879), endlich »Toldis Liebe« (1879; deutsch von Kolbenheyer, Pest 1884), das Mittelglied der gewaltigen Tolditrilogie. Aranys »Gesammelte Werke« erschienen 1885 in 8 Bänden. »Ausgewählte Dichtungen von A.« übersetzte Sponer (Leipz. 1880), »Balladen« Bruck (Wien 1886). In Budapest wurde dem Dichter 1893 ein Denkmal (von Strobl) gesetzt.

2) László (Ladislaus), ungar. Dichter, Sohn des vorigen, geb. 24. März 1844 in Groß-Szalonta, gest. 1. Aug. 1898 in Budapest, schrieb: »Der Held der Täuschungen« (»A délibábok höse«), ein durch scharfe psychologische Analyse hervorragendes Charakterbild in Versen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 668.
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