Armāda

[775] Armāda (span.), ursprünglich jede bewaffnete Macht zu Wasser oder zu Lande, vorzugsweise eine Kriegsflotte. Namentlich aber versteht man unter A. die Flotte Philipps II. von Spanien, die das ihm vom Papst Sixtus V. überwiesene England erobern sollte, und deren Untergang den Verfall der spanischen Weltmacht einleitete. Sie bestand aus 130 großen Kriegs- und 30 Transportschiffen und hatte 2000 z. T. hochadlige Freiwillige, 19,295 Soldaten, 8450 Matrosen, 2088 Sklaven, 2630 Kanonen sowie ungeheure Kriegsmaterialien und Mundvorrat auf sechs Monate an Bord. Oberbefehlshaber war der Herzog von Medina Sidonia, ein bewährter Krieger, aber ein schlechter Seemann, Vizeadmiral Martinez de Recalde. Die A. sollte nach der niederländischen Küste abgehen, wo Farnese bei Sluys ein Heer von fast 30,000 Mann gesammelt, auch die nötigen Transportfahrzeuge hergestellt hatte; unter dem Schutze der A. sollten diese Krieger nach England übersetzen. Am 29. Mai 1588 lief die Flotte von Lissabon aus, um zunächst in Coruña Truppen und Kriegsvorrat einzunehmen. Indes ein Sturm trieb sie wenige Tage später nach Coruña zurück. Erst 22. Juli 1588 verließ sie endgültig die Küste Spaniens und segelte durch den Kanal nach der flandrischen Küste. Der Befehlshaber der englischen Flotte, Lord Howard, beobachtete die A. auf der Höhe von Plymouth. Er umschwärmte mit seinen leichten Schiffen die A. und fügte durch wohlgezielte Kugeln den schwerfälligen spanischen Schiffen schweren Schaden zu. Als die A. im Hafen von Calais vor Anker ging, sandten die Engländer einige Brander gegen sie, was den Admiral derart erschreckte, daß er ohne weiteres die Ankertaue durchschneiden und seine Schiffe in die offene See treiben ließ. Hier aber wurden sie von einem Südweststurm erfaßt. Nunmehr beschloß der spanische Admiral, mit einem Teil der Flotte nordwärts um Großbritannien herum nach Spanien zurückzukehren. Auf dieser Fahrt aber scheiterte ein Teil der spanischen Schiffe an Norwegens Klippen, ein andrer an Schottlands Küsten, ein dritter versank auf offenem Meer. Ende September lief Medina Sidonia mit dem Rest seiner Flotte in den Hafen von Santander ein. Die A. hatte vom Juli bis September durch die überlegen geleiteten und gut geschulten Engländer und durch die Stürme zusammen 72 große Schiffe und 10,185 Mann verloren, ohne die kleinern Fahrzeuge. Dem Admiral dankte Philipp II. mit scheinbarem Gleichmut: »Ich habe meine Flotte nicht gegen Sturm und Wellen aus gesandt, sondern gegen Menschen.« Elisabeth aber ließ eine Medaille prägen mit der Inschrift: »Afflavit Deus et dissipati sunt«. Vgl. Fernandez Duro, La A. invencible (Madrid 1884–85, 2 Bde.); Froude, The Spanish story of the A (Lond 1892); Laughton, State papers relating to the defeat of the Spanish A. (d. if 1894); Tilton, Die Katastrophe der spanischen A. (Freiburg 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 775.
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