Augenentzündung

[106] Augenentzündung (Ophthalmie, griech.), im allgemeinen eine Erkrankung des äußern Auges im Gegensatze zu den nur bei kunstgerechter Augenuntersuchung wahrnehmbaren Erkrankungen des innern Auges. Je nach dem Sitze der Entzündung an den Lidern, der Bindehaut, Hornhaut oder Regenbogenhaut ist Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit dieser Teile vorhanden, meist auch mehr oder weniger starke Absonderung. Über A. der Neugebornen s. Augentripper, über skrofulöse, ekzematöse s. Phlyktänuläre A. Ägyptische A. (Ophthalmia militaris contagiosa oder granulosa) wurde eine epidemische A. genannt, von der die französischen Truppen 1798–1801 in Ägypten in furchtbarer Weise ergriffen wurden. Auch die englischen Truppen hatten 1800 in Abukir von ihr zu leiden. Später pflanzte sich die Krankheit auf alle Orte über, wohin die Truppen gingen, und seit 1813 suchte sie die meisten europäischen Heere heim. Noch 1833 und 1834 erblindeten Tausende unter den belgischen Truppen. Durch die Entlassung augenkranker Soldaten, Einquartierungen etc. wurde die Krankheit in der Zivilbevölkerung stark verbreitet; namentlich wodie Ansteckung durch enges Zusammenleben, schlechte Luft und Ernährung, körperliche Anstrengung etc. begünstigt wurde, wie in Gefängnissen, Waisenhäusern, auf Schiffen etc., traten Epidemien auf, und gegenwärtig ist die ägyptische A. auch in Europa sehr verbreitet, namentlich in Rußland und den östlichen Provinzen von Österreich, aber auch in Ostpreußen, in Frankreich, Belgien, Italien etc. Man versteht unter ägyptischer A. hauptsächlich die Körnerkrankheit (Conjunctivitis granulosa) oder das Trachom. Allerdings sind wohl auch die Diphtherie des Auges, die Blennorrhoe, ja auch stärkere einfache Katarrhe früher unter dem Sammelnamen ägyptische A. einbegriffen worden. – Im Anschluß an eine perforierende Verletzung eines Auges, bei der Infektionsmaterial oder Fremdkörper in das verletzte Auge gelangt sind, greift die Entzündung oft auf das andre gesunde Auge über und tritt hier unter demselben Bild auf (sympathische A.). So kann bei Iridocyclitis des einen Auges auch das andre an Iridocyclitis erkranken. Man nimmt an, daß die Wirkung der genannten Schädlichkeiten durch die Sehnervenverbindung von einem Auge auf das andre übertragen wird. Bei jeder perforierenden Verletzung ist deshalb sofort spezialärztlicher Rat einzuholen, um das Auftreten der sympathischen A. zu verhüten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 106.
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