Aventīnus

[198] Aventīnus, Johannes, eigentlich Turmair, der bayrische Herodot, geb. 4. Juli 1477 zu Abensberg (latinisiert Aventinum) in Bayern, gest. 9. Jan. 1534 in Regensburg, studierte seit 1495 zu Ingolstadt, Wien, Krakau und Paris, ließ sich 1507 in Ingolstadt nieder, ward 1509 Hofmeister der Prinzen Ludwig und Ernst von Bayern, begleitete Ernst 1515 auf einer Reise durch Italien und wurde 1517 von den Herzögen Wilhelm und Ernst von Bayern beauftragt, eine urkundliche bayrische Geschichte zu schreiben. Seine Hinneigung zur neuen Lehre und sein Verkehr mit ihren bayrischen Bekennern veranlaßten 1528 seine Gefangennahme, die nur auf Verwendung des bayrischen Kanzlers Leonhard v. Eck wieder aufgehoben wurde. Seitdem lebte A. teils zu Abensberg, wo ihm 1861 ein Denkmal errichtet ward, teils in Regensburg. Von ihm selbst wurde nur der »Bayrischer Chronikon kurzer Auszug« 1522 in Nürnberg in Druck gegeben. Sein Hauptwerk, die »Annales Bojorum«, erschien ebenso wie ihre deutsche Bearbeitung, die »Chronika«, erst nach seinem Tode (Ingolstadt 1554 u. ö.). Sie behandeln die bayrische Geschichte (bis 1460) im Zusammenhang mit der deutschen und allgemeinen Geschichte, wobei er vom nationalen Standpunkt die hierarchischen Anmaßungen der Päpste bekämpft. Eine Gesamtausgabe seiner Werke veranstaltete die bayrische Akademie der Wissenschaften (Münch. 1881–86, 5 Bde.). Vgl. Dittmar, Aventin (Nördling. 1862); Wiedemann, A. nach seinem Leben und seinen Schriften (Freising 1858); Döllinger, A. und seine Zeit (Münch. 1877).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 198.
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