Ba-Ronga

[392] Ba-Ronga, zu den Bantu gehöriger Volksstamm an der Delagoabai und in deren Hinterland bis 50 km landeinwärts, vom Santa Lucia-Haff bis zum Bogen des untern Komatiflusses, im W. bis zum Randgebirge, in eine Anzahl von Stämmen: Mapute, Tembe oder Matutu, Matolo, Nuamba, Sichlachla, Mabota, Nondwana, Tschirindscha und Manjissa, zerfallend und insgesamt 100,000 Köpfe zählend. Ihre Sprache gehört zur Amatongasprache. Das Volk ist entstanden aus der Vermischung eines Urvolkes mit den Sulu. Dieses Urvolk, das noch vor 400 Jahren bestand, war ein stilles, friedliches Geschlecht, das weder Eisen noch eiserne Waffen gehabt haben soll. Von ihren Unterjochern, den Sulu, nahmen sie ihre militärische Organisation an, ohne aber den friedfertigen Charakter zu verlieren. Ihre Waffen sind lange und kurze Speere mit eisernen Spitzen, Axt, Schild aus Ochsenfell, Keule, Dolchmesser. Die B. sind ein kräftiger, wohl entwickelter Menschenschlag von mittlerer bis hoher Statur, mit offenen, intelligenten Gesichtszügen und einer vom hellen Braun bis Schwarz wechselnden Körperfarbe. Die Kleidung gleicht der der Sulu. Die B. treiben in ihrem wenig fruchtbaren Land Ackerbau und Viehzucht und bauen vornehmlich Mais und Hirse. Die Hütten sind niedrig, rund, mit tief herabhängenden, geflochtenen Dächern. Die Töpferei liegt ausschließlich dem weiblichen, die Korbmacherei dem männlichen Geschlecht ob, die metallurgischen Erzeugnisse sind unbedeutend. Auch der Handel ist gering, wie schon ihr Zahlensystem andeutet, das auf die Zahlen 1–5,10 und 100 beschränkt ist. Ihre Musikinstrumente, Lieder, Sprichwörter und Sagen, Geschichten sind von Interesse für die Volkskunde. Bei ihren religiösen Anschauungen spielt der Ahnenkultus eine Rolle. Vgl. Junod im »Bulletin de la Société Neuchâteloise de géographie«, 1898.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 392.
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