Barren [3]

[395] Barren, ein von Fr. L. Jahn eingeführtes Turngerät und von ihm benannt auf Grund eines mundartlich noch heute für verschiedene Arten von Doppelbalken oder -Stangen gebräuchlichen Wortes. Er besteht in seiner ursprünglichen Form aus zwei wagerechten, gleichlaufenden, auf je zwei Ständern ruhenden Holmen. Da aber die Entfernung der Holme voneinander etwa der Schulterbreite der Übenden entsprechen, also für die verschiedenen Altersstufen verschieden sein muß, und da die Holme ferner in den verschiedensten Höhen über dem Boden von der Hüfthöhe bis über die Reichhöhe, zuweilen auch in ungleicher Höhe oder, anstatt wagerecht, aufsteigend verwendet werden, so bedient man sich jetzt meist, wo nicht feste B. für alle Höhen und Weiten zur Verfügung stehen, der auf verschiedene Höhen, zuweilen auch auf verschiedene Weiten stellbaren B., deren Ständer meist auf einem tragbaren Fußgestell befestigt sind. Seine gewöhnlichste Verwendung ist etwa in Brusthöhe der Turnenden zu den Übungen des Stützes, Liegestützes oder des mit Stütz gemischten Sprunges. Von Rothstein als Vertreter der schwedischen sogen. rationellen Gymnastik hat der B. während deren Herrschaft in Preußen in den 1850er und 60er Jahren heftige Anfechtungen erfahren, ist aber aus dem darüber geführten »Barrenstreit« siegreich hervorgegangen (vgl. den Bericht der Deputation für Medizinalwesen vom 31. Dez. 1862 an den preußischen Unterrichtsminister in der »Deutschen Turnzeitung«, 1863) und jetzt im Turnen der Schulen und Vereine eins der am meisten gebrauchten Geräte, während er dem dienstlichen Turnbetrieb im deutschen Heere noch bis zum heutigen Tag vorenthalten wird. Auch dreiholmige B. finden Verwendung sowie kurze B. mit etwa fußlangen, auf nur je einem Ständer ruhenden Holmen. Über die Konstruktion des Barrens vgl. Kluge und Euler, Die Turngeräte (Berl. 1872), und Lion, Werkzeichnungen zu Turngeräten (Hof 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 395.
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