Barye

[411] Barye (spr. -rī'), Antoine Louis, franz. Bildhauer, geb. 24. Sept. 1795 in Paris, gest. daselbst 27. Juni 1875, war anfangs Metallgraveur und Ziseleur und wurde später Schüler des Bildhauers Bosio und des Malers Gros. 1818 erlangte er in der Ecole des beaux-arts einen Preis und schuf ein Relief des von einem Löwen zerrissenen Milo von Kroton. Nachdem er eingehende Tierstudien gemacht, trat er erst 1831 wieder an die Öffentlichkeit mit einem Tiger, der ein Krokodil zerreißt, einem Werk, das seinen Ruf als Tierbildner begründete. Noch größern Erfolg hatte der eine Schlange zerreißende bronzene Löwe (im Tuileriengarten). Bald nachher fertigte er für den Herzog von Orléans mehrere Tafelaufsätze mit Tiergruppen, die von seinem Reichtum in der Erfindung und der Naturwahrheit seiner Darstellung das glänzendste Zeugnis ablegten. Zu den besten der übrigen, in den nächsten Jahren entstandenen Arbeiten gehören das Relief des Löwen am Postament der Julisäule, eine tote Gazelle, eine Löwin, die eine Schlange würgt, ein junger Löwe, der ein Pferd niederwirft, und ein mit dem Kentaur kämpfender Theseus (Bronze). 1864 vollendete er eine etwas theatralische Reiterstatue Napoleons I. für Ajaccio. Das Museum des Luxembourg bewahrt eine bedeutende Zahl seiner Modelle und kleiner Bronzen, die in Nachbildungen weite Verbreitung gefunden haben. B. wußte eindringliches Naturstudium mit großer Kühnheit der Auffassung und dramatischer Kraft der Komposition zu vereinigen und hat dadurch einen großen Einfluß auf viele Tierdarsteller Frankreichs und des Auslandes geübt. 1894 wurde ihm in Paris ein Denkmal mit Verwendung seiner eignen Arbeiten errichtet. Vgl. A. Alexandre, Ant. Louis B. (Par. 1889); Roger-Ballu, L'œuvre de B. (das. 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 411.
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