Bautain

[490] Bautain (spr. botäng), Louis Eugène Marie, franz. Philosoph und Theolog, geb. 17. Febr. 1796 in Paris, gest. daselbst 18. Okt. 1867, seit 1819 Professor der Philosophie an der Akademie zu Straßburg und als solcher ein Anhänger der liberalen Partei, ward 1824 suspendiert, warf sich aber plötzlich der Kirche in die Arme und lief; sich 1828 zum Priester weihen, worauf er zwar in sein Lehramt wieder eingesetzt, bald aber der Heterodoxie beschuldigt und 1334 zum Widerruf aufgefordert wurde. Die Feindschaft zwischen ihm und dem Klerus wuchs, als er in dem Werke »De l'enseignement de la philosophieen France au XIX. siècle« (Straßb. 1833) die herrschende scholastische Methode angriff und der Abbé Bonnechose die Lehre des Meisters u. d. T.: »Philosophie du christianisme, correspondances religieuses de Mr. Louis B.« (das. 1835, 2 Bde.) heran gab. Doch wurden diese Mißhelligkeiten wenigstens äußerlich ausgeglichen. B. lebte später in Paris, wo er zuerst einen großen Kreis von Schülern um sich sammelte und sehr gern gehörte Predigten hielk. 1848 ernannte der Erzbischof Sibour B. zum Obervikar der Pariser Diözese; 1853 wurde er Professor der Morall heologie an der theologischen Fakultät zu Paris. Ohne ein System aufzustellen, schloß er sich zuerst an seichte an, dann gründete er mit Zuhilfenahme der Kantschen Kritik seine Philosophie auf Offenbarung und kam so zu einer glaubensvollen Wissenschaft. Von seinen sonstigen Schriften sind noch erwähnenswert: »Psychologie expérimentale« (Straßb. 1839, 2 Bde.; 2. Aufl., Par. 1859; deutsch, Münst. 1853) und »Philosophie morale« (Par. 1842, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 490.
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