Bergentrückung

[673] Bergentrückung;Volksglaube, wonach volkstümliche Helden und Herrscher nicht gestorben sind, sondern, in Zauberschlaf versunken, in einem hohlen Berge sitzen, aus dem sie in der Stunde der größten Not und Entscheidung zu ihrem Volke zurückkehren. Der neuerstandene Held hängt seinen Schild an einen dürren, nun wieder neu ergrünenden Baum (s. Grünen der Baum). Solche bergentrückte Helden sind in England König Artus (in den Hügeln von Alderley Edge), in Deutschland Karl d. Gr. (im Desenberg bei Warburg, auch im Odenberg und Donnersberg in der Pfalz u. a.), Heinrich der Finkler (im Südemer Berg bei Goslar), Otto d. Gr. und an seiner Stelle später Kaiser Friedrich Barbarossa (im Kyffhäuser), Karl V. (im Untersberg bei Salzburg). König Dan schläft mit 200,000 Kriegern in einem Hügel bei Tönningen und Holger Danske mit seinem kampfbereiten Heer in einem Hügel bei Mögeltondern, und schon die Alten berichteten die Sage von dem in einem goldenen Felsen im Nordmeer schlafenden und von Vögeln bedienten Kronos. Die Perser erzählten Ähnliches von Dschemschid und Sam, die Geten vom Zalmoxis und die Araber von Mohammed, und es ist klar, daß diese ungemein verbreitete Sage mit der von der Welterneuerung in der Edda und der von der Wiederkehr des goldenen Zeitalters zusammenhängt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 673.
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