Berliner Kongreß

[706] Berliner Kongreß, die Versammlung von Vertretern der Großmächte Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Rußland und Türkei, die, von Österreich angeregt, auf Einladung der deutschen Reichsregierung 13. Juni 1878 unter Vorsitz Bismarcks in Berlin zusammentrat, um das im Frieden von Santo Stefano festgesetzte Ergebnis des russisch-türkischen Krieges mit den Interessen Europas, besonders Englands und Österreichs, in Einklang zu bringen. Das Ergebnis der Beratungen war der Berliner Friede (Berliner Vertrag) vom 13. Juli 1878, der die Fürstentümer Rumänien, Serbien und Montenegro, letztere beide vergrößert, für souverän erklärte, Bulgarien als suzeränen Staat und Ostrumelien als autonome Provinz der Türkei anerkannte, Rußland aber Bessarabien und einen Teil Armeniens als neue Gebietserwerbungen zusprach, Österreich mit der Okkupation Bosniens und der Herzegowina beauftragte und Griechenland Epirus und Thessalien in Aussicht stellte. Die Macht der Türkei in Europa und Asien ward durch den Vertrag erheblich geschwächt, aber der Einfluß Rußlands zugunsten Österreichs und der Balkanstaaten eingeschränkt. Ohne Grund erkannte die panslawistische Partei in Rußland in diesem Ergebnis ein Zeichen russenfeindlicher Gesinnung der deutschen Regierung. Dem Kongreß folgte im Juni 1880 eine Berliner Konferenz zur Regelung der griechischen Grenzfrage.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 706.
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