Bialowiesher Heide

[811] Bialowiesher Heide (russ. Bjelowéshskaja Puschtscha), ein mächtiges, 1276 qkm umfassendes Waldgebiet im russ. Gouv. Grodno, Kreis Prushany. Es bedeckt eine Hochebene, die im N. viele Sümpfe hat, und wird von den Flüssen Narew, Narewka und Ljesna durchströmt. In diesem Urwald, dem ehemals beliebtesten Jagdrevier der polnischen Könige, ist noch der Wisent (fälschlich Auerochs, Bos bi son) anzutreffen, zu dessen Erhaltung der Wald 1803 für unantastbar erklärt wurde; 1886 wurden noch 361 erwachsene und 72 junge Tiere gezählt. Außerdem gibt es darin Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine und Elentiere. Die herrschenden Hölzer sind Nadelhölzer, überwiegend Kiefern und Fichten, die zwei Drittel des Waldes bilden, während auf die Eiche nur ein Dreißigstel kommt. Den Forstdienst besorgen etwa 80 im Wald angesiedelte Familien, die militärisch organisiert sind; daneben sind rings um den Wald noch 103 Familien zum Heumachen für die Auerochsen angesiedelt. In der Mitte des Waldes liegt das Krondorf Białowieža (spr. bjalowjéscha), an der Narewka, mit dem frühern Schloß des Königs August III. von Polen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 811.
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