Blaas

[11] Blaas, 1) Karl, Maler, geb. 28. April 1815 zu Nauders in Tirol, gest. 19. März 1894 in Wien, besuchte 5 Jahre lang die Akademie in Venedig, hielt sich dann in Rom auf, wo der Umgang mit Koch und Overbeck ihm sehr förderlich war. 1851 folgte er einem Ruf als Professor der Historienmalerei an der Wiener Akademie. Er malte die Fresken der Kirche zu Foth in Ungarn, dann die Fresken in der Altlerchenfelder Kirche in Wien. Nachdem er 1855 auf der Pariser Weltausstellung für sein Bild: Karl d. Gr. besucht die Schule der Knaben, einen Preis erhalten hatte, wurde er Professor an der Akademie zu Venedig. Hier malte er unter anderm das große Bild: Raub der venezianischen Bräute, das 1858 in Wien den sogen. Kaiserpreis davontrug (Ferdinandeum zu Innsbruck). Nach der Vollendung des Arsenals in Wien erhielt B. den Auftrag, die Ruhmeshalle darin mit Fresken aus der österreichischen Geschichte zu schmücken, die er in elf Jahren beendigte. B. war auch als Bildnis- und Genremaler tätig. Seine »Selbstbiographie 1815–1876« wurde von A. Wolf (Wien 1876) herausgegeben.

2) Eugen, Maler, Sohn des vorigen, geb. 24. Juli 1843 in Albano bei Rom, erhielt von seinem Vater in Venedig seine erste künstlerische Ausbildung, kam dann auf die Akademie in Wien, machte Studienreisen nach Rom, Paris, Belgien und England, ließ sich darauf in Venedig nieder, dessen Volksleben aus Vergangenheit und Gegenwart ihm die Stoffe zu seinen Genrebildern gibt, die sich durch Anmut der Komposition, ein seines Schönheitsgefühl, einen frischen Humor und reiche Färbung auszeichnen. Die bedeutendsten seiner Werke sind: die Bekehrung der Rätier durch den heil. Valentin (Kirche zu Obermais bei Meran), Cimabue und Giotto, die Einleitung zum »Decamerone« des Boccaccio (1867), der Kirchgang der Dogaressa und eine Reihe von venezianischen Volks-, Fischer- und Karnevalszenen, z. T. im Kostüm früherer Jahrhunderte, darunter: der Brautzug in der Markuskirche, Empfang von Gästen in einer Villa von Murano (1860, kaiserliche Galerie in Wien), eine venezianische Balkonszene, eine Schneiderbude, beim Maskenverleiher, die verwehte Blüte (in der Wiener Akademie), das Marionettentheater im Kloster und Ninetta. In seinen letzten Bildern sind seine nach flacher Eleganz strebende Charakteristik und seine Farbengebung in Manieriertheit verfallen.

3) Julius, Bruder des vorigen, geb. 22. Aug. 1846 in Albano, kultiviert besonders die Tiermalerei. Selbst ein gewandter Reiter und tüchtiger Pferdekenner, trug er mit dem Bild: betrunkene slowakische Bauern, die auf der Heimfahrt einander zu überholen[11] trachten (kaiserliche Galerie in Wien), durch den kecken Humor und die glückliche Durchführung des Gegenstandes den ersten Erfolg davon. Dann malte er mit Vorliebe Fuchs- und Hetzjagden, Pferdemärkte, Reiterhetzen und Reiterporträte sowie eine Reihe von Genrebildern aus der römischen Campagna. Unter seinen letzten Schöpfungen sind das figurenreiche Bild: Schneepflug im bayrischen Hochgebirge und die Heimkehr vom Markte die hervorragendsten. Er lebt in Wien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 11-12.
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