Boscan Almogavér

[250] Boscan Almogavér, Juan, berühmter span. Dichter, geb. um 1495 in Barcelona, gest. im April 1542, wählte als Sprößling einer reichen Patrizierfamilie seine Studien nach Neigung, diente einige Zeit in der Armee Ferdinands des Katholischen und unternahm dann Reisen ins Ausland, die seinem Geist Vielseitigkeit der Kenntnisse und Anschauungen verliehen. Nach der Rückkehr ließ er sich 1519 in Granada nieder, wo er die Gunst Karls V. gewann, in dessen Dienste er trat. Bald darauf ward er mit der Erziehung des Herzogs von Alba beauftragt (1520–26). Zuletzt lebte er wieder in Barcelona. Seine Jugendpoesien bewegten sich in den einfachen Formen der altkastilischen Lieder (in vierfüßigen Trochäen); durch den venezianischen Gesandten Andrea Navagiero zu Granada mit Dante, Petrarca und den alten Klassikern vertraut geworden, suchte er sich italienische Eleganz und klassische Korrektheit anzueignen. Er verschaffte mit seinem Freunde Garcilaso dem Sonett, der Kanzone, der Terzine und andern italienischen Dichtungsformen Geltung in Spanien und führte durch seine reizende lyrisch-epische »Alegoria« (Beschreibung des Hofes der Liebe und des Hofes der Eifersucht) auch die Ottave Rime ein, wie er sich in der dem Musäos nachgebildeten Heroide »Hero und Leander« auch des reimlosen Jambus zuerst in Spanien bediente. Noch ist seine Übersetzung von Castigliones »Cortegiano« (Barcelona 1534; neueste Ausg., Madr. 1873) zu erwähnen. Seine »Obras«, zuerst in Barcelona 1543 erschienen, wurden oft aufgelegt, immer mit den Dichtungen seines Freundes Garcilaso vereinigt (z. B. Leon 1549, Venedig 1553, Antwerpen 1569 u. 1597). Eine neue kritische Ausgabe mit Biographie veranstaltete Knapp (Madr. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 250.
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