Burgos [2]

[629] Burgos, Hauptstadt der gleichnamigen span. Provinz (s. oben), 851 m ü. M., amphitheatralisch an einem Hügel am rechten Ufer des Arlanzón und an der Nordbahn liegend, hat eine verfallene Zitadelle, alte Mauern mit Toren, mehrere öffentliche Plätze (die Plaza Mayor mit dem Denkmal Karls III.) und schöne Anlagen (Espolón). Das hervorragendste Baudenkmal ist die schöne gotische Kathedrale (s. Tafel »Architektur IX«, Fig. 3) aus dem 13. Jahrh., der in den Jahren 1442–58 von dem deutschen Meister Johann von Köln eine reich ausgestattete Fassade und zwei 84 m hohe Türme mit durchbrochenen Helmen, ferner 1487 eine prächtig dekorierte Kapelle mit den Grabmälern des Connetable Velasco von Kastilien und seiner Gemahlin hinzugefügt wurden. Außer andern Kirchen sind der erzbischöfliche Palast, das Rathaus und der von Philipp II. zu Ehren des ersten Grafen von Kastilien, Fernan Gonzalez, errichtete Triumphbogen sehenswerte Bauten. Links am Arlanzón liegt die große Vorstadt La Vega, im W. die Vorstädte Las Huelgas und San Pedro, die der Fluß, über den drei Brücken führen, scheidet. Die Stadt zählt (1900) 31,413 Einw. Erwerbszweige sind der Woll- und Käsehandel, die Tuch- und Lederfabrikation. B. ist Sitz eines Generalkapitäns, eines Gouverneurs, eines Erzbischofs, eines Appellations- und eines Handelsgerichts, ist einer der ersten Waffenplätze Spaniens, hat eine technische Schule, ein Lehrer- und ein Priesterseminar, Museum, Bibliothek und mehrere Wohltätigkeitsanstalten. Bei B. liegt die Abtei Santa Maria de las Huelgas, von Alfons VIII. gestiftet, deren Äbtissin Bischofsrechte hatte. B. (oder vielmehr der benachbarte Flecken Vivar) ist der Geburtsort des spanischen Nationalhelden Cid (s.d.), dessen Gebeine gleich denen seiner Gemahlin Jimena 1842 aus dem nahen Kloster San Pedro de Cardeña ins Rathaus von B. übertragen wurden; die Stelle seines Hauses bezeichnen seit 1784 drei Steindenkmäler. Unfern der Stadt befindet sich auch die berühmte Kartause Miraflores, ebenfalls von Joh. von Köln, mit den Grabmälern König Johanns II. und seiner Gemahlin Isabella. – B. wurde um 900 an der Stelle der zerstörten Stadt Cauca (Auca) oder des alten Deobrigula erbaut und die Residenz der Grafen und Könige von Altkastilien. Alfons VI. verlegte den Bischofssitz von Gamonal hierher, und 1574 wurde B. zu einem Erzbistum erhoben. Hier siegten die Franzosen unter Soult über die Spanier unter dem Marquis von Belveder 10. Nov. 1808. Die durch 2000 Franzosen unter General Dubreton verteidigte Zitadelle ward durch Wellington 19. Sept. bis 29. Okt. 1812 erfolglos belagert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 629.
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