Burney

[640] Burney (spr. börnī), 1) Charles, Musikhistoriker, geb. 7. April 1726 in Shrewsbury, gest. 12. April 1814 in London, beendete seine musikalischen Studien in London unter Th. Aug. Arne, bekleidete dann in London verschiedene Organistenposten (1751–60 zu Lynn Regis in Norfolk) und schrieb mit Erfolg kleine Opern für Londoner Theater. Seine Bedeutung liegt aber in seiner Tätigkeit als Musikhistoriker, die mit zu den Anfängen auf diesem Gebiet gehört, aber von hohem Wert ist. Um Stoff zu einer ausführlichen Geschichte der Musik zu sammeln, unternahm er 1770 eine Reise durch Frankreich nach Italien, 1772 eine zweite durch Flandern, die Niederlande, Deutschland und Holland, deren Resultate zwei Werke: »The present state of music in France and Italy« (Lond. 1771, 2 Bde.) und »The present state of music in Germany, etc.« (das. 1772–73; deutsch von Bode, Hamb. 1772–73, 3 Bde.), waren. B. gab auch zuerst die Gesänge der Sixtinischen Kapelle in der Karwoche (von Palestrina, Allegri und Baj) heraus (1784) und eröffnete damit die Ära der Wiederbelebung der Musik des 16. Jahrh. Sein Hauptwerk ist die »Genera I history of music from the earliest ages to the present period« (Lond. 1776–89, 4 Bde.; Bd. 1 deutsch von Eschenburg, Leipz. 1781). Außerdem schrieb er zu der 1784 in London veranstalteten Gedächtnisfeier für Händel eine kurze Lebensgeschichte desselben (deutsch von Eschenburg, Berl. 1785) sowie ein Leben Metastasios (Lond. 1796, 3 Bde.). An Kompositionen hinterließ er Sonaten und Konzerte für Klavier und für Violine, Kompositionen für Orgel, Kantaten u. a. Burneys Leben beschrieb seine Tochter (s. Burney 2).

2) Frances (nachherige Madame d'Arblay), engl. Romanschriftstellerin, Tochter des vorigen, geb. 13. Juni 1752, gest. 6. Jan. 1840 in Bath, war eine Zeitlang Kammerfrau bei der Gemahlin Georgs III., heiratete 1793 einen französischen Emigranten, d'Arblay, und ging mit ihm 1802 nach Paris, 1812 zurück nach England. Ihre auch ins Deutsche übersetzten und noch jetzt ausgelegten Romane: »Evelina« (Lond. 1773), »Cecilia« (1782), »Georgina« (1789) und »Camilla« (1797) waren ihrer Zeit Moderomane und sind noch jetzt als lebendige Darstellungen der damaligen sozialen Zustände in den höhern Kreisen wertvoll. Über das Leben ihres Vaters veröffentlichte sie »Memoirs of Dr. B.« (1831, 3 Bde.). Die nach ihrem Tod erschienenen »Diary and letters of Madame d'Arblay« (1846, 7 Bde.; 2. Aufl. 1854) bieten manches Interessante, doch wird es von Details fast erdrückt; eine Ergänzung bildet das von Mrs. Ellis herausgegebene »Early diary I 768–1778« (1890, 2 Bde.). – Auch ihre Halbschwester Sarah Harriet B. versuchte sich in Romanen, obschon mit weniger Erfolg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 640.
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