Caducĕus

[685] Caducĕus (lat., griech. Kerykeion), der Hermesstab, d. h. der vorn mit zwei verschlungenen und mit den Köpfen einander zugekehrten Schlangen versehene Stab, das gewöhnlichste Attribut des Hermes oder Merkur (Caducifer). Neben dieser durch die ausgebildete Kunst stereotyp gewordenen Form gibt es aber eine ältere (auf Vasenbildern erhaltene), die im wesentlichen der Wünschelrute der deutschen Sage entspricht: eine einfache Gerte, die vorn in eine zum Knoten verschlungene Zwiesel ausgeht. Auch die Bedeutung des C. war insofern dieselbe, als dieser gleichfalls für eine Zauberrute galt, die alles, was sie berühre, in Gold und Überfluß verwandle. Bei Homer wird namentlich die einschläfernde Gewalt des C. hervorgehoben, oder wie Hermes die Seelen der Verstorbenen[685] damit hinker sich herziehe, um sie zur Unterwelt zu bringen; auch wird er in verschiedenen Erzählungen zu magischen Verwandlungen benutzt.

Caduceus.
Caduceus.

Vorzüglich aber diente der C. als Heroldsstab, d. h. als Symbol des friedlichen, auf herkömmlichem Rechte der Völker beruhenden Verkehrs, in welcher Bedeutung er seit alter Zeit das Abzeichen aller Herolde war und später selbst auf die Kaufmannschaft als deren Symbol überging. Seine antiken Hauptformen zeigen die Abbildungen. – Meister mit dem C., Beiname des Malers Jacopo de' Barbari (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 685-686.
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