Caspāri

[794] Caspāri, 1) Karl Paul, gelehrter Exeget und Kirchenhistoriker, geb. 8. Febr. 1814 in Dessau, gest. 11. April 1892 in Christiania, Sohn jüdischer Eltern, studierte in Leipzig, trat 1838 zum Christentum über, setzte seine Studien in Berlin fort, lebte darauf längere Zeit in Leipzig und folgte 1847 einem Ruf als Lehrer und Fakultätsmitglied an die Universität zu Christiania, wo er 1857 zum Professor der Theologie ernannt wurde. Er begründete seinen Ruf als Orientalist durch seine »Grammatica arabica« (Leipz. 1844–48; 5. Aufl. von A. Müller, als »Arabische Grammatik«, Halle 1887); als Ausleger des Alten Testaments durch seinen Kommentar über den Propheten Obadja (Leipz. 1842) und andre exgetische und historische Schriften, als Dogmenhistoriker durch seine Schriften: »Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel« (Christiania 1866–75, 3 Bde.), »Alte Quellen zur Geschichte des Taufsymbols« (das. 1875), »Alte und neue Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel« (das. 1879), »Kirchenhistorische Anekdota« (das. 1883) und »Briefe, Abhandlungen und Predigten aus den zwei letzten Jahrhunderten des kirchlichen Altertums« (das. 1890). Seit 1857 gab[794] er die »Theologisk Tidsskrift for den evangelisklutherske Kirke i Norge« heraus.

2) Otto, philosoph. Schriftsteller, geb. 24. Mai 1841 in Berlin, seit 1869 Privatdozent, seit 1877 außerordentlicher Professor der Philosophie in Heidelberg, jetzt emeritiert. Durch Leibniz, Herbart und Lotze angeregt, hat C. in seinen Schriften: »Leibniz' Philosophie, beleuchtet vom Gesichtspunkte der physikalischen Grundbegriffe von Kraft und Stoff« (Leipz. 1870), »Die Urgeschichte der Menschheit« (das. 1873; 2. Aufl. 1877, 2 Bde.), »Das Erkenntnisproblem« (Bresl. 1881), »Der Zusammenhang der Dinge« (das. 1881) sowie in der von ihm eine Zeitlang mit herausgegebenen Zeitschrift »Kosmos« die Verständigung der Philosophie, insbes. der Erkenntnislehre, mit der modernen Naturwissenschaft (Darwinismus und Anthropologie) ins Auge gefaßt und huldigt selbst einem kritischen Empirismus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 794-795.
Lizenz:
Faksimiles:
794 | 795
Kategorien: