Caulaincourt

[817] Caulaincourt (spr. kolängkūr), Armand Augustin Louis, Graf von, Herzog von Vicenza, franz. Staatsmann, geb. 9. Dez. 1772 in Caulaincourt (Aisne), gest. 19. Febr. 1827 in Paris, trat 1787 ins Heer und zeichnete sich im Feldzuge von 1800 als Oberst aus. Nach Alexanders I. Thronbesteigung wurde er nach Petersburg geschickt und nach seiner Rückkehr dritter Adjutant des Ersten Konsuls. Nach Napoleons Kaiserkrönung ward er 1805 zum Divisionsgeneral und zum Herzog von Vicenza ernannt. Als Adjutant und Großstallmeister war C. seitdem fast beständig in der nächsten Umgebung Napoleons I.; 1807 wurde er zum Gesandten in Petersburg ernannt, aber auf seine Bitte 1811 zur Armee zurückversetzt, bei der er den Feldzug nach Rußland mitmachte. Er ward zunächst wegen seiner wiederholten Opposition gegen des Kaisers Maßregeln von den Geschäften fern gehalten. 1813 jedoch wurde C. mit der diplomatischpolitischen Korrespondenz beauftragt, schloß den Waffenstillstand zu Poischwitz ab und wohnte dem Kongreß zu Prag, sodann 1814 als Minister des Auswärtigen dem Kongreß von Châtillon bei. Er vertrat bis zuletzt die Interessen Napoleons und setzte es durch, daß diesem wenigstens Elba blieb. Während der Hundert Tage war C. abermals Minister des Auswärtigen. Nach dem zweiten Einzug Ludwigs XVIII. durfte er zwar in Frankreich bleiben, verlor aber 1815 seine Pariswürde. Verfolgt von den Ultraroyalisten, zog er sich auf sein Landgut zurück. Seine Memoiren erschienen 1837–40 u. d. T.: »Souvenirs du duc de Vicence«. – Sein ältester Sohn war unter dem zweiten[817] Kaiserreich Senator. Ein jüngerer Bruder, Graf Augustin Jean Gabriel de C., geb. 1777, fiel als Divisionsgeneral in der Schlacht bei Borodino 7. Sept. 1812.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 817-818.
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