Caylus

[825] Caylus (spr. kälǖs), Anne Claude Philippe de Tubières, Graf von, franz. Archäolog, geb. 31. Okt. 1692 in Paris, gest. daselbst 5. Sept. 1765, diente im Spanischen Erbfolgekrieg, widmete sich aber nach dem Rastatter Frieden den Wissenschaften, besonders der Altertumskunde. Er bereiste Italien, Griechenland und die kleinasiatische Küste und lebte, nachdem er 1717 mit reichen Sammlungen zurückgekehrt war, in Paris. 1731 wurde er in die Akademie der Malerei und Skulptur und 1742 in die der Inschriften und schönen Wissenschaften aufgenommen; in beiden Klassen stiftete er einen Preis. Obwohl C. das eigentliche Wesen der antiken Welt nicht so tief erfaßt hat wie Lessing und Winckelmann, hat er doch durch seine Sammelwerke der damaligen Wissenschaft manchen Dienst geleistet. Sein Hauptwerk ist: »Recueil d'antiquités égyptiennes, étrusques, grecques, romaines et gaules« (Par. 1752–67, 7 Bde.; deutsch von Panzer, Nürnb. 1766), wozu er die Platten selbst ätzte. Seine belletristischen Schriften, darunter die »Contes orientaux« (deutsch, Leipz. 1781), sind in den »Œuvres badines« (hrsg. von Garnier, Par. 1788, 12 Bde.) enthalten. Eine Auswahl kleinerer Stücke gab Uzanne heraus (»Facéties du comte de C.«, 1879). Vgl. »Mémoires et réflexions du comte de C.« (Par. 1874); »Correspondance inédite du comte de C. avec le P. Paciaudi, théatin, 1757–1765« (hrsg. von Nisard, das. 1877, 2 Bde.); Nisard, Le comte de C. (das. 1877); Rocheblaue, Essai sur le comte de C. (das. 1890). – Seine Mutter Marthe Marguerite de Villette, Marquise de C., geb. 1673 im Poitou, gest. 15. April 1729, war eine Zierde des Hofes Ludwigs XIV. und ist Verfasserin des interessanten Buches »Mes souvenirs« (hrsg. von Voltaire, Par. 1770, von Raunié 1881 und von Soury 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 825.
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