Champagny

[872] Champagny (spr. schangpanji), 1) Jean Baptiste Nompère de, Herzog von Cadore, franz. Staatsmann, geb. 4. Aug. 1756 zu Roanne in Forez, gest. 3. Juli 1834 in Paris, trat 1774 in die Marine, zeichnete sich im amerikanischen Krieg aus und wurde 1782 Linienschiffskapitän. 1789 zum Deputierten gewählt, schloß er sich als einer der ersten dem dritten Stand an und tat sich durch Beredsamkeit und gemäßigt freisinnige Grundsätze hervor. Nach dem 18 Brumaire ernannte ihn der Erste Konsul zum Staatsrat im Marinedepartement. Im Juli 1801 ging C. als Gesandter nach Wien, ward 1804 zum Minister des Innern, 1807 zum Minister des Auswärtigen ernannt. Von Napoleon ward er 1808 zum Herzog von Cadore erhoben. Die Verhandlungen über den Wiener Frieden 1809 und über die Vermählung mit einer österreichischen Erzherzogin gingen durch seine Hand. 1811 verlor C. das Portefeuille des Auswärtigen, erhielt aber die Intendantur der Krondomänen und ward Senator. Während des russischen Feldzugs fungierte er als Staatssekretär bei der Kaiserin Marie Luise. Nach Napoleons I Rückkehr von Elba wurde er zum Pair ernannt. C. hinterließ vier Söhne, von denen der älteste, der Herzog von Cadore (gest. 1870), als Diplomat, die beiden jüngsten als Deputierte unter dem Kaiserreich eine Rolle spielten.

2) François Joseph Marie Thérèse Nompère de (gewöhnlich Graf Franz de C. genannt), franz. Publizist, zweiter Sohn des vorigen, geb. 10. Sept. 1804 in Wien, gest. 4. Mai 1882 in Paris, war Mitarbeiter am »Ami de la religion« und am »Correspondant« und verfocht die Unterrichtsfreiheit vom klerikalen Standpunkt aus. Mehrere Aufsätze erschienen auch für sich, z. B.: »Un mot d'un catholique« (1844); »Du projet de loi sur la liberté d'enseignement« (1847); »De la propriété« (1849); »Du Germanisme et du Christianisme« (1850); »La charité chrétienne dans les premiers siècles de l'Eglise«[872] (1854); »De la critique contemporaine« (1864); »Le chemin de la vérité« (2. Aufl. 1874) u. a. Sein Hauptwerk ist die »Histoire des Césars« (1841–43, 4 Bde.; 2. Aufl. 1853), deren Fortsetzungen unter den Titeln: »Les Antonius« (1863, 3 Bde.; 2 Aufl. 1866) und »Les Césars du III. siècle« (1870 u. ö., 3 Bde.) erschienen. C. gehörte mit zu den Gründern der »Revue contemporaine« und wurde 1869 Mitglied der französischen Akademie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 872-873.
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