Chiapas

[15] Chiapas (spr. tschiāpas, Las C.), mexikan. Staat, am Stillen Ozean (s. Karte »Mexiko«), 70,524 qkm und (1900) 363,607 Einw., ist größtenteils Gebirgsland. Über der Küstenebene steigt schroff die Sierra Madre an mit mehreren hohen Vulkanen (Soconusco 2380 m, Tacana 3990 m). Dahinter bildet das Plateau von C. eine Fortsetzung desjenigen von Guatemala, im Durchschnitt gegen 1000 m hoch, durchschnitten von dem streckenweise schiffbaren Rio C., der später Mescalapa und Grijalva heißt und sich in den Golf von Mexiko ergießt, und gegen Guatemala durch den Rio Usumacinta abgegrenzt. In diesem fruchtbarsten Teil des Landes, mit gutem Klima, das auch den Anbau europäischer Gartenfrüchte ermöglicht, erheben sich mehrere der Sierra Madre parallel laufende Höhenzüge (Hulitepec 2670 m). Die lagunenbesetzte Flachküste entbehrt guter Häfen. Die Einwohner, größtenteils Indianer vom Stamme der Zoque, zerfallen in angesiedelte (avecindados) und freie (lacandones). Zahlreiche alte Bauwerke, darunter die berühmten von Palenque, zeigen, daß sie früher auf einer viel höhern Bildungsstufe standen. Den größten Teil des Landes bedecken üppige Urwälder mit wertvollen Holzarten. Ackerbau (Mais, Kakao, Frijolen, spanischer Pfeffer, Kaffee, Zuckerrohr, Tabak, Indigo) und Viehzucht sind wenig entwickelt. Leinöl bildet einen Ausfuhrartikel. Trotz des Vorkommens von Gold, Silber, Kupfer, Steinkohlen und Petroleum wird kein Bergbau betrieben. Hauptstadt[15] ist San Cristóbal. – Vor der Ankunft der Spanier gehörte C. zum Kulturbereich der Maya (s.d.) und stand zu dem Aztekenreich erst seit kurzer Zeit in einem losen Abhängigkeitsverhältnis. Nach der Eroberung Mexikos durch Cortez wurden aus C. und Soconusco besondere Provinzen gebildet. Diese gehörten später als Intendencia von C. zur Capitania general von Guatemala. Nach der Revolution schlossen sich C. und Tuxtla als eigner Staat C. der mexikanischen Föderation an, während sich Soconusco zur Republik von Zentralamerika schlug, bei der es verblieb, bis 1854 Guatemala seine Ansprüche auf C. und Soconusco gegen eine Zahlung von 420,000 Pesos an Mexiko abtrat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 15-16.
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