Christian [2]

[109] Christian, 1) erster Bischof von Preußen, ein Cistercienser, wirkte seit 1209 für Bekehrung der heidnischen Preußen und wurde von Innocenz III. 1215 zum Bischof von Preußen ernannt. Eine Reaktion des Heidentums verdrängte ihn aus seiner Diözese. Einfälle der Preußen in polnische Gebiete bewogen[109] den Herzog Konrad von Masovien, den Deutschen Orden, der unter Hermann von Salza einen hohen Aufschwung gewonnen hatte, zu Hilfe zu rufen. Der Orden begann 1230 den Kampf gegen die Heiden. C., seine Mission fortsetzend, geriet 1233–38 in die Gefangenschaft der Preußen; Papst Gregor IX. verlieh 1234 Preußen dem Deutschen Orden als Besitztum; das Land zwischen Weichsel und Memel ward in vier Diözesen geteilt, in denen der Orden zwei Teile, der Bischof einen Teil des Landes erhalten sollte. C. erkannte diese neuen Verhältnisse nicht an, geriet mit dem Orden in Zwiespalt und fiel schließlich sogar bei dem apostolischen Stuhl in Ungnade. Er starb 1245.

2) C. (von Buch?), Erzbischof von Mainz, war aus Thüringen gebürtig, ward Propst von Merseburg, 1162 von Kaiser Friedrich I., den er nach Italien begleitete, zum Reichskanzler ernannt und 1165, als Erzbischof Konrad von Wittelsbach sich gegen den Kaiser erhob, dessen Nachfolger. Als Mann voll Mut und Energie führte er selbst das Schwert und vertrat die Sache des Kaisers gegen den Papst. Auch war er ein geschickter Diplomat mit bedeutenden Sprachkenntnissen, seine Lebensweise war demgemäß weltlich. Schon als Kanzler schützte er in Italien 1165 den kaiserlichen Gegenpapst Paschalis gegen Alexander III.; Pfingsten 1167 schlug er eine weit überlegene römische Kriegsmacht bei Tusculum und bewirkte auf dem Reichstag zu Bamberg 1169 die Königswahl des vierjährigen Heinrich. 1168 ging er in diplomatischer Sendung nach Rouen, 1170 nach Konstantinopel. 1173 belagerte er erfolglos Ancona gemeinsam mit den Venezianern und riet nach der Niederlage von Legnano (1176) dem Kaiser zum Frieden mit Alexander III. (1177). Nun auch von diesem als Erzbischof anerkannt, führte er den mit dem Kaiser versöhnten Papst nach Rom zurück und schützte ihn und seinen Nachfolger Lucius III. gegen die Römer. Er starb 25. Aug. 1183 in Tusculum. Vgl. Varrentrapp, Erzbischof C. I. von Mainz (Berl. 1867).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 109-110.
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