Comēdia

[239] Comēdia (span.), in der Blütezeit des span. Theaters Name aller weltlichen Schauspiele in drei Akten, gleichviel ob sie heitern oder ernsten Inhalts waren, im Gegensatze zum einaktigen Auto (s.d.) und den Possen und Zwischenspielen (pasos, entremeses, loas, sainetes etc.). Torres-Naharro unterschied C. a noticia und C. a fantasia, die er beide in jornadas (Tage, statt Akte) teilte. Die erstere stellte Szenen aus dem wirklichen Leben, die letztere erdichtete Begebenheiten dar. Später teilte man die Comedias in C. de capa y espada (Mantel- und Degenstücke) und C. de ruido oder de teatro (tramoya oder de aparencias, Spektakel- und Ausstattungsstücke). Jene, nach dem Kostüm der höhern Stände benannt (der caballeros), in deren Kreisen sie sich bewegten, spielte man ohne dekorative Mittel. Sie waren auf die Wirkungen einer seinen Intrige und deren Verwickelungen sowie auf den Reiz des sprachlichen Ausdrucks angewiesen. In dem Gracioso (s.d.), der die Idealfiguren zu parodieren hatte, war das komische und satirische Element dieser Stücke gleichsam konzentriert. Die C. de ruido ging mehr auf Wirkungen der äußern Handlung und szenischer Mittel aus (wenn diese auch lange bescheiden und unzulänglich blieben), wodurch ein tiefsinnigerer Inhalt aber nicht ausgeschlossen wurde. Neben diesen Gattungen begegnet man noch der C. de santos und der C. divina, in denen mit bald tiefsinniger, bald spitzfindiger Symbolik und nicht selten ausschweifender Phantastik heilige Stoffe auf die weltliche Bühne gebracht sind, doch ohne sich, wie anfangs, an die Liturgie zu halten. Später bildete sich in der C. de figuron eine besondere Gattung aus. Ihr Merkmal ist, daß sich die Handlung um eine einzige, in chargierter Weise ausgeführte Figur bewegt (Moreto).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 239.
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