Compiègne [1]

[246] Compiègne (spr. kongpjännj'), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Oise, an der Oise, Knotenpunkt an der Nordbahn, hat an bemerkenswerten Gebäuden die Kirchen St.-Germain (aus dem 15. Jahrh.), St.-Antoine (teilweise aus dem 12. Jahrh.), St.-Jacques (aus dem 12. und 15. Jahrh.), das gotische Stadthaus mit schönem Turm, ferner ein unter Ludwig XV. umgebautes Schloß mit zahlreichen Gemälden, Kapelle, Theater und schönem Park. An letztern schließt sich der 14,5 qkm große Wald an, der seit Chlodwig den Königen von Frankreich als Lieblingsjagdgrund diente und jährlich 45,000 cbm Holz liefert. Die Stadt hat ferner ein Denkmal der Jungfrau von Orléans, ein Collège, eine Bibliothek von 30,000 Bänden, ein Kunst- und Altertumsmuseum, ein Handelsgericht, ein großes Spital und (1901) 15,933 Einw., die Fabrikation von Hanfleinwand, Tauwerk und Zucker, Schiffbau und Handel treiben. – C. soll von den alten Galliern erbaut sein und hieß zu Chlodwigs Zeiten Compendium. Karl der Kahle erweiterte die Stadt 876 und nannte sie Carolopolis; 833 wurde Ludwig der Fromme hier seines Thrones entsetzt. Am 23. Mai 1430 fiel die Jungfrau von Orléans vor den Mauern von C. den Burgundern in die Hände und wurde den Engländern überliefert. In der Nähe das Schloß Pierrefonds (s.d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 246.
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