Cowley

[326] Cowley (spr. kaulĭ), 1) Abraham, engl. Lyriker und Essayist, geb. 1618 in London, gest. 28. Juli 1667 in Chertsey (Surrey), besuchte die Westminsterschule, wo er in seinem 15. Jahr eine Sammlung von Gedichten: »Poetical blossoms«, herausgab. Auch als Student zu Cambridge dichtete er in lateinischer und englischer Sprache. 1643 durch die Puritaner vertrieben, begab er sich nach Oxford, wo er die Satire »The puritan and the papist« noch in demselben Jahr veröffentlichte. Seine Elegien nach Vergil, anakreontischen Liebesverse (»The mistress«), Oden nach Pindar und das unvollendete Epos »Davideïs« (hierüber vgl. McBryde, Baltimore 1900) erschienen gesammelt als »Poems« (Lond. 1656). Er galt für das Muster eines gebildeten Poeten, wußte die antikisierende Lyrik der Engländer durch Kühnheit der Gedanken und Kraft des Ausdrucks zu fördern und hatte in den Augen seiner Zeitgenossen nur einen Fehler: zu viel Geist. 1656 ward er als Anhänger der königlichen Partei von der Regierung Cromwells gefangen gesetzt und erhielt erst nach dessen Tode wieder die Freiheit. Nach der Restauration zog er sich vom öffentlichen Leben freiwillig zurück, widmete sich den Naturwissenschaften und schrieb eine lateinische Dichtung: »Liber plantarum« (Lond. 1672; erweitert abgedruckt in den »Poemata latina«, 1878; ins Englische übersetzt 1795). Als Prosaiker war er ein Meister in gedankenhaften und doch klaren, polierten Essays. Seine »Works« erschienen 1669, mit Biographie von Sprat 1680, in Auswahl von Bischof Hurd, mit Anmerkungen (1772–77, 3 Bde. u. ö.), am vollständigsten von Grosart (1881). Über sein Verhältnis zu Milton handelt Kirsten (Leipz. 1899).

2) Henry Wellesley, Lord, engl. Staatsmann, Bruder des Herzogs von Wellington, geb. 20. Jan. 1773, gest. 26. April 1849, arbeitete seit 1795 als Sekretär auf dem Auswärtigen Amt, begleitete 1796 Lord Malmesbury als Attaché auf den Kongreß in Lille, dann seinen zum Generalgouverneur von Indien ernannten Bruder als Privatsekretär, ward Kommissar in Maissur und bewog im Juli 1801 den Nabob von Audh zur Abtretung eines Gebietes mit 1 Mill. Pfd. Sterl. jährlichen Einkünften, dessen Verwaltung er erhielt. 1803 kehrte er nach England zurück, ward 1807 Mitglied des Unterhauses sowie Sekretär des Schatzamtes unter dem Ministerium des Herzogs von Portland und 1809 Gesandter in Madrid, wo er bis 1822 blieb. Lord Paget entführte ihm inzwischen in England seine Frau, eine Tochter des Grafen von Cardigan, worauf er sich, nachdem 1810[326] durch Parlamentsakte seine Ehe getrennt war, 1816 mit der Tochter des Marquis von Salisbury verheiratete. Von 1823–31 war er britischer Botschafter am österreichischen, von 1841–46 am französischen Hof, 1828 ward er Peer.

3) Henry Richard Charles Wellesley, Graf, engl. Diplomat, Sohn des vorigen, geb. 17. Juli 1804, gest. 15. Juli 1884, ward Gesandtschaftsattaché seines Vaters in Wien, 1832 Legationssekretär zu Stuttgart und 1838 zu Konstantinopel, wo er während Sir Stratford Cannings Abwesenheit ein Jahr lang als Geschäftsträger fungierte. Nach dem Tode seines Vaters heimgekehrt, ward er im Januar 1848 zum Gesandten in der Schweiz ernannt und bald darauf nach Frankfurt versetzt, um England bei der neugeschaffenen Zentralgewalt und nach der Herstellung des Bundestags bei diesem zu vertreten. Anfang 1852 zum Gesandten in Paris ernannt, behauptete er sich in dieser wichtigen Stellung unter allem Wechsel der englischen Ministerien, vertrat England als zweiter Bevollmächtigter bei den Friedensverhandlungen von 1856, schloß 4. März 1857 den Frieden mit Persien und erhielt dafür den Titel eines Viscounts Dangan und Grafen C. Als der Ausbruch des italienischen Krieges drohte, ging er in vertrauter Sendung nach Wien; doch gelang es ihm nicht, den Krieg abzuwenden. Ende 1867 zog er sich vom politischen Leben zurück.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 326-327.
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