Duller

[261] Duller, Eduard, Dichter und Geschichtschreiber, geb. 8. Nov. 1809 in Wien, gest. 24. Juli 1853 in Wiesbaden, studierte in Wien Philosophie und Rechtswissenschaft, versuchte sich aber zugleich in der schönen Literatur und brachte im 17. Jahr ein Drama: »Meister Pilgram«, mit Beifall zur Ausführung. Da seine freie Gesinnung in Österreich unter dem Metternichschen Drucke keinen Boden fand, verließ er 1830 sein Vaterland, wandte sich zunächst nach München, das er mit einem Balladenkranz »Die Wittelsbacher« (Münch. 1831) begrüßte, und von dort 1832 nach Trier, wo er mit Sallet Freundschaft schloß, aber durch sein Drama »Franz von Sickingen« sich den Haß der Geistlichkeit zuzog. 1834 siedelte er nach Frankfurt a. M. über und begründete dort den »Phönix«, 1836 ging er nach Darmstadt, verweilte daselbst bis 1849 und nahm an der deutsch-katholischen Bewegung den tätigsten Anteil. Schließlich wandte er sich nach Mainz und wurde dort 1851 Prediger der deutsch-katholischen Gemeinde. D. hat nicht nur als Dichter und Novellist, sondern später auch als Geschichtschreiber eine rege Tätigkeit entwickelt und sich in allen seinen Schriften[261] als warmer Freund freisinniger und humaner Bestrebungen erwiesen. Auf lyrischem Gebiet verdienen »Der Fürst der Liebe« (Leipz. 1842, 2. Aufl. 1854) und die »Gesammelten Gedichte« (Berl. 1845; neue Ausg., Leipz. 1877) Hervorhebung. Zu Mangolds Oper »Tanhäuser« schrieb er den Text (hrsg. von Pasqué, Zwingenb. 1890). Seine novellistischen Arbeiten leiden im ganzen an einem pomphaft-oratorischen Stil. Im Fach der Geschichtschreibung gebührt der »Vaterländischen Geschichte« (Frankf. 1852–57, 5 Bde.), nach Dullers Tod von Hagen fortgeführt, der Vorrang. Außerdem sind zu nennen: »Geschichte des deutschen Volkes« (Leipz. 1840, 3. Aufl. 1846; neu bearbeitet von Pierson, Berl. 1861; 7. Aufl. 1891); »Geschichte der Jesuiten« (Leipz. 1840 u. ö.; Neudruck, Dresd. 1893); eine Fortsetzung von Schillers »Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande« (Köln 1841, 3 Bde.); »Die Männer des Volkes« (Frankf. 1847–50, 8 Bde.) u.a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 261-262.
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