Dupré

[292] Dupré (spr. dü-), 1) Jules, franz. Maler, geb. 1812 in Nantes, gest. 8. Okt. 1889 in Paris, bildete sich ohne Anleitung zum Landschaftsmaler aus und debütierte zuerst 1831 im Pariser Salon mit fünf Landschaften nach Motiven aus dem Depart. Obervienne. Er brachte seitdem fast nur französische Landschaften, doch von 1835–39 auch einige aus England zur Ausstellung. Nach langer Zwischenzeit sah man auf der Weltausstellung von 1867 zwölf Bilder von D. Dann hielt er sich wieder von den Ausstellungen fern, bis er auf der nationalen Ausstellung von 1883 durch acht Landschaften daran erinnerte, daß seine Kraft noch nicht geschwächt war. Er ist einer der Hauptvertreter des sogen. paysage intime. Die Wahrheit des Tones war ihm die Hauptsache: er malte so stark pastos, daß seine Bilder bisweilen wie Reliefs aussehen. Die Beleuchtung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, und namentlich wußte er den Sonnenuntergang mit starkem poetischen Reiz zu schildern.

2) Giovanni, ital. Bildhauer, geb. 1. März 1817 in Siena als Sohn eines Holzschneiders, gest. 10. Jan. 1882 in Florenz, widmete sich daselbst der Bildhauerei und errang 1842 mit einem toten Abel (Bronzefigur im Palazzo Pitti) den ersten Erfolg. 1845 modellierte er als Gegenstück den Kain (ebenfalls im Palazzo Pitti). In den folgenden Jahren entstanden die Marmorfiguren: Giotto und Sant' Antonio für die Uffizien und ein Pius II. für San Domenico in Siena. Auf einer Reise nach Neapel begriffen, sah D. 1856 in Rom das Monument Pius' IV. von Canova, das seinem Streben eine andre Richtung gab. Sie führte ihn zu einer allegorischen Auffassung, die der Harmonie seiner Werke nicht gerade förderlich wurde. Das erste war eine Sappho, die mit zersprungener Leier in melancholischem Nachdenken auf einem Felsen sitzt. 1859 vollendete D. das Grabdenkmal der Gräfin Ferrari Corbelli auf San Lorenzo zu Florenz mit alleg orischen Figuren, die trotz sorgfältiger Naturstudien im einzelnen unter konventioneller Behandlung leiden. Ein zweites Werk aus dieser Zeit ist der Triumph des Kreuzes, ein Relief in der Lünette des Hauptportals von Santa Croce in Florenz. Zu den edelsten und empfindungsreichsten Werken Duprés zählt eine Pieta, die er 1860–65 für den Kirchhof der Misericordia in Siena vollendete, und in der seine [292] Kunst seiner naturalistischer Durchbildung ihren Höhepunkt erreichte (s. Tafel »Bildhauerkunst XVII«, Fig. 13). Duprés umfangreichste Arbeit ist das 1872 enthüllte Monument Cavours in Turin. Zehn allegorische Kolossalfiguren umgeben das Postament, auf dem Cavour, Italia erhebend, steht. Träumerische Melancholie, die hier und da in Starrheit des Ausdrucks übergeht, kennzeichnet die Mehrzahl seiner Werke. Er war auch als Schriftsteller tätig und gab »Pensieri sull' arte e ricordi autobiografici« (Flor. 1879; engl., Lond. 1884) heraus. Vgl. Frieze, The story of a Florentine sculptor, Giov. D. (Lond. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 292-293.
Lizenz:
Faksimiles:
292 | 293
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika