Eichsfeld

[429] Eichsfeld, ehemals kurmainzisches, jetzt zu den preuß. Provinzen Sachsen und Hannover gehöriges Fürstentum, umschließt ein 420–450 m hohes Plateau von etwa 1540 qkm (28 QM.), das zwischen den Tälern der Helme und Ruhme im N, und der Werra im W. und SW. aufsteigt und die Quellgebiete der Unstrut, [429] Wipper und Leine umfaßt. Die Täler der nach W. und O. gehenden Leine und Wipper trennen das Plateau in zwei Hauptteile. Südlich liegt das größere obere E., eine rauhe Hochfläche, die nach der Werra und Leine mit steilem, zerrissenem Rand abfällt, in der Goburg 566 m erreicht und mit Ausnahme einiger Täler und muldenförmiger Vertiefungen wenig fruchtbar ist. Das untere E., nördlich von Leine und Wipper, ist wärmer und hat einen ergiebigen Lehmboden. Hier gibt es sogar eine Goldene Mark, die trefflich angebaute Gegend um Duderstadt. Auch auf dem untern E. erheben sich einzelne Höhenzüge, so das Ohmgebirge, in der Wilden Kirche 523 m hoch, nördlich von Worbis; ferner die Bleicheroder Berge, die mit dem Dün (s. d.) das Eichsfelder Tor an der Wipper zwischen Sollstedt und Obergebra bilden. – Das E. machte in ältester Zeit einen Teil des Königreichs Thüringen (s. d.) aus, kam mit diesem 530 unter fränkische Herrschaft und teilte dessen Geschick. Allmählich faßte das Erzstift Mainz, das um 1022 Heiligenstadt und Rustenberg besaß, hier festen Fuß und beherrschte 1294 das ganze obere E., während es von dem untern E. oder der Mark Duderstadt, die seit 1247 zu Braunschweig gehörte, 1342 das erste, 1446 das letzte Drittel durch Kauf erwarb. Die Reformation machte auch auf dem E. Fortschritte, ward aber vom Erzbischof Daniel (gest. 1582) und den Jesuiten fast gänzlich unterdrückt. Als Fürstentum C. fiel das Land 1802 an Preußen, 1807 nach dem Tilsiter Frieden an das Königreich Westfalen und 1815 wieder an Preußen, das den fruchtbarsten Teil des untern Eichsfeldes (Stadt Duderstadt und Amt Gieboldehausen) gegen die hannöverschen Enklaven Rüdigershagen und Gänseteich vertauschte. Der zur Provinz Sachsen gehörige Teil des Eichsfeldes verteilt sich auf die drei Kreise Heiligenstadt, Worbis u. Mühlhausen. Vgl. Duval, Das E. (Sondersh. 1845); Werner, Das E. (Heiligenst. 1886); J. Wolf, Politische Geschichte des Eichsfeldes (Götting. 1792–93, 2 Bde.); Burghard, Die Gegenreformation auf dem E. 1574–1579 (Leipz. 1890–91, 2 Tle.); Knieb, Geschichte der Reformation und Gegenreformation auf dem E. (Heiligenst. 1900); Zehrt, Eichsfeldische Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts (das. 1892); v. Wintzingerode-Knorr, Die Wüstungen des Eichsfeldes (Halle 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 429-430.
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