Fides

[550] Fides (lat.), Vertrauen, Treue, Gewissenhaftigkeit; bei den Römern personifiziert die Göttin der Treue (im Halten der Versprechungen und Eide), die als F. publica oder populi Romani seit alter Zeit im höchsten Ansehen stand. Der Tempel auf dem Kapitol wurde auf Numa zurückgeführt; dort opferten ihr 1. Ott. die Flamines des Jupiter, Mars und Quirinus, die Rechte bis zu den Fingern in eine weiße Binde gehüllt, das Symbol der lautern Treue. Auf Münzen erscheint sie als Matrone, gewöhnlich mit Fruchtkorb und Ähren; auch vertreten sie als Symbol zwei verbundene Hände. Vgl. Graefe, De Concordiae et Fidei imaginibus (Petersb. 1858). – F. punica, punische Treue, ironisch für Wortbrüchigkeit, weil die Punier als meineidig galten. F. publica ist das von seiten des Staates gegebene Versprechen des Schutzes der Sicherheit der Person, also das vom Staate verbürgte sichere Geleit, insofern der Staat die Bürgschaft dafür übernimmt; dann überhaupt das öffentliche Zutrauen, das dem Staat, seinen Behörden und Beamten, seinen Instituten, öffentlichen Urkunden etc. geschenkt werden soll. F. implicita, unbedingtes Vertrauen, blinder Glaube; f. juridica, rechtliche Glaubwürdigkeit; f. pastoralis, amtliche Glaubwürdigkeit eines Geistlichen; k. sponsalitia, Treue der Verlobten. Über Bona fides s. Guter Glaube.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 550.
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