Fircks

[595] Fircks, 1) Theodor von, als Schriftsteller bekannt unter dem Namen Schédo Ferroti, geb. 7. April 1812 zu Kalwen in Kurland, gest. 25. Okt. 1872 in Dresden, war als Ingenieuroffizier im Brücken- und Eisenbahnbau bis 1859 in Südrußland tätig. Eine Frucht der hierbei gemachten Studien war das Werk »Lettres sur les chemins de feren Russie« (2. Aufl., Berl. 1858; deutsch, Dresd. 1858). Als Schriftsteller wurde er in weitern Kreisen bekannt durch seine »Études sur l'avenir de la Russie« (Berl. 1858ff.), von denen insbes. der erste Teil: »La libération des paysans« (4. Aufl., das. 1859), dann der neunte: »Le nihilisme« (das. 1867), in der er den russischen Unterrichtsminister Golowin als den »Vater des Nihilismus« bezeichnete, Aufsehen erregten. Er lebte dann als diplomatischer Handelsagent Rußlands in Brüssel, mußte aber 1863 infolge seiner Broschüre: »Lettre d'un patriote polonais an gouvernement national de la Pologne« (Berl. 1863), in der er die gegen Polen angewandte Politik angriff, seinen Abschied nehmen. Von seinen zahlreichen Schriften nennen wir noch: »Le patrimoine du peuple« (Berl. 1868), worin er die Aufhebung des Gemeindeeigentums vorschlug; »Lettres sur l'instruction populaireen Russie« (Leipz. 1869) und »Die internationale Arbeiterbewegung« (Berl. 1872).

2) Artur, Freiherr von, Statistiker und Militärschriftsteller, geb. 13. Febr. 1838 in Breslau, gest. im Juli 1900 in Berlin, wurde 1857 Offizier, nahm an den Kämpfen 1866 und 1870/71 teil und trat, nachdem er 1871 seinen Abschied genommen, 1873 in das königlich preußische Statistische Bureau zu Berlin ein, wurde 1875 zu dessen Mitglied ernannt und erhielt 1893 den Titel eines Geheimen Regierungsrates. Noch als Offizier hatte er ausgedehnte Studienreisen unternommen in fast alle Länder Europas, nach Ägypten, Tunesien, Nubien etc. Von seinen Schriften nennen wir: »Die Verteidigung von Metz im I. 1870, nebst einer Übersicht der Operationen der französischen Rheinarmee« (Berl. 1872; 2. Aufl., Leipz. 1893); »Die militärische Leistungsfähigkeit der europäischen Staaten« (das. 1873); »Feldmarschall Graf Moltke und der preußische Generalstab« (Berl. 1879, 2. Aufl. 1887); »Ägypten 1894« (das. 1895 bis 1896, 2 Bde.); »Bevölkerungslehre und Bevölkerungspolitik« (Leipz. 1898). Außerdem veröffentlichte er zahlreiche kleinere militär- und bevölkerungsstatistische Arbeiten, namentlich im »Preußischen Militärwochenblatt« und besonders in der »Zeitschrift des königlich preußischen Statistischen Bureaus«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 595.
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