Firdosi

[595] Firdosi (Firdausi, häufig auch Firdusi geschrieben), Abu 'lKâsim, der größte epische Dichter der Perser und einer der größten Epiker aller Zeiten, geb. um 935 im Gebiet von Tus in Chorasan, gest. daselbst um 1020, beschäftigte sich schon früh mit der dichterischen Gestaltung der epischen Traditionen Persiens und huldigte, seine letzten Lebensjahre ausgenommen, Zoroastrischen Anschauungen. 35 Jahre lang arbeitete er an seinem berühmten »Schahnâme« (»Königsbuch«), dem von Dakiki (s.d.) begonnenen nationalhistorischen Gedicht über die iranische Heroenzeit und die persischen Könige. Er überreichte dieses 999 zuerst einem samanidischen Großen und elf Jahre später in vollendeter Gestalt in 60,000 Doppelversen dem Sultan Mahmud von Ghasna. Da er den erhofften pekuniären Lohn nicht erhielt, machte er seinem Zorn in einer bittern Satire gegen den Sultan Luft und entfloh erst nach Herat, dann nach Taberistan und schließlich nach dem Irak an den Hof der Bujiden. Hier verfaßte er als hoher Siebziger in ca. 10,000 Doppelversen sein zweites (religiös-romantisches und somit vom »Schahnâme« völlig verschiedenes) Epos: »Jusuf und Salîcha«, in dem er mit seiner Vergangenheit[595] brach und sich ganz auf den Boden mosleminischer Frömmigkeit stellte. Mit dem Sultan wieder ausgesöhnt, kehrte er kurz vor seinem Tode nach Tus zurück. Gerade bei seiner Beerdigung soll ein reiches Geschenk vom Sultan angelangt sein, wofür Firdosis Tochter eine von ihrem Vater geplante Wasseranlage gebaut haben soll (vgl. Heines »Romancero«). Das »Schahnâme« im Originaltext gaben heraus: Turner Maran (Kalkutta 1829, 4 Bde.; im Orient wiederholt lithographisch nachgedruckt), Jules Mohl (mit französischer Übersetzung, Par. 1838–78, 7 Bde.; vgl. dazu Fr. Rückert in der »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 8 u. 10; die Übersetzung ist auch allein erschienen, Par. 1876–78, 7 Bde.) und Vullers (fortgeführt von Landauer, Leiden 1877–84, bis jetzt 3 Bde.). Einen Auszug in englischer Sprache veröffentlichte Atkinson (Lond. 1832; neue Ausg., das. 1892) und Zimmern (das. 1882). Der deutschen Literatur gewonnen wurde das großartige Epos durch A. F. v. Schacks vortreffliche metrische Übersetzungen der berühmtesten Partien desselben, die als »Heldensagen von Firdusi« (3. Aufl., Stuttg. 1877, 3 Bde.; neue Ausg. 1893) erschienen, und vor allem durch Fr. Rückert, »Firdosis Königsbuch« (hrsg. von Bayer, Berl. 1890–95, 3 Bde., unvollständig). Eine italienische Übersetzung gab Pizzi (Turin 1886–88, 8 Bde.). Firdosis zweites Epos ist bis jetzt nur lithographiert im Orient erschienen; eine kritische Ausgabe bereitet Ethé vor; metrisch übersetzt hat es Schlechta-WssehrdJussuf und Suleicha«, Wien 1889). Eine Reihe lyrischer Gedichte von F. veröffentlichte Ethé in den Sitzungsberichten der bayrischen Akademie (1872 und 1873).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 595-596.
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