Firle

[596] Firle, Walter, Maler, geb. 22. Aug. 1859 in Breslau, war anfangs Kaufmann und widmete sich erst in seinem 20. Jahre der Malerei bei Löfftz in München. Nach beendigten Studien unternahm er eine Reise nach Italien und nach Holland, und in letzterm fand er das Motiv zu seinem ersten Bilde, der Morgenandacht in einem Amsterdamer Waisen haus (1885, später für die Berliner Nationalgalerie angekauft), in dem er sich als scharfer Beobachter menschlicher Physiognomien auswies. In der Beleuchtung und in der koloristischen Darstellung schloß er sich an die naturalistischen Freilichtmaler an, übertraf ihre Art aber in der Schärfe und Wahrheit der Charakteristik und in der Feinheit und Korrektheit der Zeichnung, welche Vorzüge sich noch in reiferer Entwickelung in der Sonntagsschule (1886, in der Nationalgalerie zu Budapest), im Trauerhause (1889), in dem Zyklus »Unser täglich Brot gib uns heute, Dein Wille geschehe und Vergib uns unsre Schuld« (1893, München, neue Pinakothek), in dem Triptychon »Die heilige Nacht« (1897), in »Maria und die Engel« (1899) und dem »Gekreuzigten und die Frauen« (190 1) zeigten. Eine besondere Fertigkeit entfaltet er in der Individualisierung der Kinder. Er besitzt die große goldene Medaille der Berliner und die erste Medaille der Münchener Kunstausstellung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 596.
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