Fischdampfer

[602] Fischdampfer, kleine, für den Hochseefischerei betrieb gebaute u. eingerichtete Dampfer von 200–600 Reg. – Ton. Bruttoraum, ursprünglich nur zum Frischfischfang mit dem Baumschleppnetz (Kurre, Trawl) ausgerüstet (daher Dampftrawler) oder zur Angelfischerei auf Kabeljau und Dorsch mit Leinen, während sie neuerdings oft gleichzeitig so eingerichtet werden, daß sie den Heringsfang mit dem Netzfleet ohne große Umänderungen betreiben können. 1903 zählte die deutsche Handelsflotte insgesamt 135 F. mit 60,638 cbm Bruttoraum und 1484 Mann Besatzung; davon waren 65 Dampfer preußisch, 59 bremisch und 11 hamburgisch. Die F. (s. Tafel »Fischerei I«, Fig. 1 u. 2) werden neuerdings aus Stahl gebaut, haben meist zwei Pfahlmasten, sind 20–40 m lang, 4–6,5 m breit und 2–3,5 m tief. Die großen, auch für Heringsfang eingerichteten F. haben Maschinen von 350 Pferdekräften und laufen etwa 11 Seemeilen bei Volldampf; ihre Besatzung zählt mit Kapitän 22 Köpfe. Die Baukosten betragen rund 120,000 Mk., außerdem für 150 Netze und Zubehör rund 18,000 Mk. An Deck ist eine Dampfwinde für das Einholen des Netzes sowie mehrere Bäume zum Ausbringen der Heringsnetze oder des Grundschleppnetzes. In einem Decksaufbau am Heck befindet sich die Kombüse. Der Laderaum ist durch ein festes Längsschott und neun Querschotten in 18 wasserdichte Abteilungen geteilt, jede Abteilung hat Raum für 35 Heringsfässer. Vor dem Laderaum liegen das Mannschaftslogis, darunter der Frischwassertank und vor beiden das Kollisionsschott und der Kollisionsraum mit einem Bugruder; hinter dem Laderaum liegen der Netzraum und der Reepraum (für das schwere Tau, woran die Netze befestigt werden), ferner Kohlenbunker für etwa 60 Ton. Kohlen, Kessel- und Maschinenraum, dahinter am Heck Kajüte und Vorratsraum. Die Heringe werden sofort nach dem Fang an Bord geschlachtet und in Fässern eingesalzen ge packt. Trifft der F. guten Fang, so kann er seine Ladung von 600 Fässern Heringen in einigen Tagen an Bord haben; bei schlechtem Fang kann es vier Wochen dauern. F. für den Frischfischfang nehmen Eis im Laderaum mit, um den Fang, nachdem er geschlachtet und zubereitet ist, durch Lagen von Eisstückchen frisch zu halten. Statt des alten Baumschleppnetzes wird jetzt allgemein das Scheerbretternetz mit 28 m Netzöffnung benutzt. Vgl. F. Duge, Die Dampfhochseefischerei in Geestemünde (Geestem. 1898); Henking, Befischung der Nordsee durch deutsche F. (in den »Abhandlungen des Deutschen Seefischereivereins«, 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 602.
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