Foenicŭlum

[749] Foenicŭlum L. (Fenchel), Gattung der Umbelliferen, ein- oder mehrjährige, kahle Kräuter mit gestreiftem, ästigem Stengel, mehrfach fiederteiligen Blättern mit faden- oder borstenförmigen Zipfeln, hüllenlosen Dolden und Döldchen, gelben Blüten und länglichen, im Querschnitt fast kreisrunden Früchten; drei bis vier Arten. Der gemeine F. (F. vulgare Hill., F. capillaceum Gilib., F. officinale All.) ist ausdauernd, hat einen 1–2 m hohen, zart gerillten, bereisten Stengel, drei- und mehrfach sparrig geteilte Blätter und länglich-eiförmige, 8 mm lange, bräunliche, grünlichgelb längsstreifige Früchte, wächst von den Azoren bis Kurdistan und Persien, von Nordafrika bis Ungarn und wird bei Nimes, in Galizien, Rumänien, Indien, China, Japan, bei uns in Sachsen (zwischen Weißenfels und Lützen), Franken, Württemberg, auch in Böhmen, Mähren, Polen kultiviert. F. gedeiht am besten auf frischem, leichtem Mittelboden in sonniger Lage und ist sehr empfindlich gegen Frost. Man zieht in Süddeutschland die jungen Pflanzen auf Pflanzbeeten, versetzt sie im Juli, behandelt sie wie Kümmel und schneidet sie im Herbste. Die Wurzeln werden in kältern Gegenden für den Winter gedeckt. In Mittel- und Norddeutschland überwintert man die Wurzeln in einer Grube zwischen Sand und verpflanzt sie im zweiten Jahr im Abstand von 30–35 cm. Die heranwachsenden Pflanzen werden behackt und behäufelt. Der Same ist zwei- bis dreimal zu ernten, zuerst an den Hauptstengeln, dann an den Ästen, indem man die reisen Dolden sammelt und schließlich die Stengel mit der Sichel abschneidet, Man erntet von einem Hektar 48 kg Samen und 96 kg Stengel. Letztere werden gebrüht Rindern und Schafen als Futter gegeben. Der Same behält seine Keimfähigkeit zwei Jahre. Er schmeckt süß gewürzig, anisartig, riecht angenehm aromatisch und enthält viel ätherisches Öl. Er regt den Appetit etwas an und wird als blähungtreibendes und besonders als Hausmittel zur Beförderung der Milchabsonderung (mit sehr zweifelhaftem Erfolg) angewendet. In Tirol u. Thüringen bäckt man F. in Brot. Man bereitet aus dem Samen ätherisches Öl und das Fenchelwasser. Römischer Fenchel von F. dulce D. C., eine Varietät des vorigen, in Südfrankreich, Italien, Malta, ist 12 mm lang und oft stark gekrümmt, schmeckt etwas süßer und milder, wirkt aber wie unser Fenchel. Seine jungen, süßen Wurzeltriebe werden gegessen. Die Früchte des beißenden Fenchels (F. piperitum Sweet.), von Kreta bis Assyrien, sind scharf gewürzhaft, fast beißend (Eselsfenchel) und werden in Süditalien als Gewürz benutzt. Fenchel war Chinesen, Indern und Ägyptern wohl als Küchengewürz bekannt, Dioskorides gedenkt des als Zuspeise dienenden Krautes und der Früchte; bei uns fand er Verbreitung durch die Verordnungen Karls d. Gr. und wurde im Mittelalter mehr geschätzt als Anis. Der Wasserfenchel gehört der Gattung Oenanthe (s.d.) an.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 749.
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