Gībson

[826] Gībson (spr. ghibß'n), 1) John, engl. Bildhauer. geb. 1790 in Gyffin bei Conway, gest. 27. Jan. 1866 in Rom, kam neunjährig nach Liverpool, wurde durch Unterstützung des Geschichtschreibers Roscoe aus der Handwerkslehre befreit und widmete sich dem Studium der Anatomie und dem Modellieren, bis seine Erfolge ihm den Weg nach London und infolge einer durch Roscoe veranstalteten Subskription 1817 nach Rom bahnten. Des Gönners Empfehlung an Canova verschaffte ihm auch einen Platz in dessen Atelier. Nach Canovas Tod ging er zu Thorwaldsen über. Bis zu seiner Ankunft in Rom hatte er nur autodidaktisch gearbeitet. Dies zeigten sein schlafender Hirt und dse 1819 begonnene Gruppe: Mars und Cupido, im Besitz des Herzogs von Devonshire zu Chatsworth. Doch schon seine Psyche, von Zephiren emporgetragen (182 1), und sein Hylas, von den Nymphen überrascht (1826), jetzt in der Nationalgalerie zu London, zeigten den Umschwung. Von da ab verraten seine Werke stetige Klärung und zunehmende Vollendung. Nymphen, Cupido, Psyche, Paris und ähnliche Gestalten von jugendlicher Schönheit beschäftigten ihn vorzugsweise, bis er zu einigen porträtstatuarischen Arbeiten veranlaßt wurde, so zu den zwei Statuen Huskissons in Liverpool und zur Statue der Königin Viktoria im Buckinghampalast, der später die Gruppe für den Westminsterpalast folgte: die Königin, die allegorischen Gestalten von Weisheit und Gerechtigkeit einführend, sowie das Grabmal der Herzogin von Leicester zu Longford (s. Tafel »Bildhauerkunst XV«, Fig. 2). Erfreulicher sind die Idealgestalten, wie namentlich die Venus mit der Schildkröte zu Füßen, die er selbst für sein vollendetstes Werk hielt. An dieser Statue suchte er die griechische Polychromie, wie er sie sich dachte, durchzuführen (das Fleisch elfenbeinfarbig, die Augen blaßblau, das Haar blond, das Haarnetz golden). Vgl. Lady Eastlake, Life of J. G. (Lond. 1869).

2) Thomas Milner, engl. Staatsmann, geb. 3. Sept. 1806 in Trinidad, gest. 25. Febr. 1884, studierte zu Cambridge und trat 1837 für Ipswich ins Parlament. Da aber seine Gesinnung mit der konservativen Richtung seines Wahlbezirks nicht übereinstimmte, legte er 1839 sein Mandat nieder, ward ein eifriges Mitglied der Anti-Cornlaw-League und zählte bald zu den populärsten Verteidigern des Freihandels. Infolge davon wurde er 1841 in Manchester gewählt und stritt nun neben Cobden in den vordersten Reihen der Freihändler, bis die Aufhebung der Kornzölle (1846) durchgesetzt war. In Russells Ministerium vom Juli 1846 wurde G. Vizepräsident des Handelsamts, trat aber schon im Frühjahr 1848 zurück. Seitdem war er im Unterhaus einer der Führer der radikalen Partei, wirkte namentlich für die Emanzipation der Juden, stürzte durch seinen Antrag auf Verwerfung der von der Regierung vorgelegten Konspirationsbill 19. Febr. 1858 das Ministerium Palmerston und trat im Juli 1859 in das neue Kabinett Palmerston als Präsident des Handelsamts, welche Stellung er auch nach Palmerstons Tode 1865 unter Russell beibehielt. Der Abschluß des freihändlerischen Handelsvertrags mit Frankreich war großenteils sein Werk; ebenso die Abschaffung des Zeitungsstempels, der Inseraten- und Papiersteuer. Als 1866 die Tories aus Ruder kamen, trat G. zurück und unterlag auch bei den Wahlen von 1868.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 826.
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