Gartengeräte

[350] Gartengeräte, Geräte, Werkzeuge zur Bearbeitung des Gartenbodens, zum Säen und Pflanzen, zur Pflege der Pflanzen etc. G. zum Bearbeiten des Bodens sind: der Spaten mit Blatt aus Eisen oder Stahl, Vorrichtung zum Aufsetzen des Fußes und hölzernem Stiel mit Knopf-, Hohl- oder Krückengriff; der Karst (Rodehacke) von starkem Eisen oder Stahl an hölzernem einfachen Griff zum Aufhacken festen Bodens, auch des Untergrundes beim Rigolen; die Schaufel mit hölzernem Stiel und schräg daran befestigtem eisernen Blatt zum Aufnehmen des Bodens; die Hacke mit leichtem eisernen Blatt und Holzstiel zum Behäufeln der Pflanzen und Auflockern des Bodens zwischen diesen; Jäthäckchen, noch leichter, meist mit zwei Zinken zum Ausroden des Unkrauts, zu welchem Zweck auch das Jäteisen dient, ein kleines eisernes Blatt mit Holzgriff; die Harke (der Rechen) mit eisernem Balken und eisernen oder Holzzinken und 2–2,5 m langem Stiel zum Ebnen des Bodens; das Stoßeisen (die Wegschaufel), ein 25 bis 30 cm langes, 7–10 cm breites Messer von Stahl, schräg an hölzernem Stiel befestigt, dient zur Reinigung der Wege u. a.; der Schiebkarren, am besten von Eisenblech, mit einem Rad und zwei hölzernen Griffen, entweder Seiten- oder Vorderkipper, dient zum Fortschaffen von Mist, Erde etc.; demselben Zweck dienen die Trage oder Tragbahre von Holz für zwei Personen und die Radberre mit einem Rad für eine Person; die Mistgabel oder Forke, mit drei bis vier 30 cm langen gebogenen Zinken aus verstähltem Schmiedeeisen und einer Hülfe für den Holzstiel, dient zum Aufladen von Mist, zum Graben statt des Spatens und zur Aufnahme von Wurzelgemüsen (Grabegabel).

G. zum Bewässern: die Gießkanne, am besten die ovale Rameausche, mit dem Bügel vom Fuß der einen Seite bis zum Rohr der andern, beweglichen Mundstück am Rohr, dient zum Wasserschöpfen, Tragen und Gießen gleichzeitig mit zwei Kannen, ohne diese jemals abzusetzen; die Karrenpumpe, die am Wasser aufzustellen ist, vermittelst des kurzen Schlauches mit Blechsieb dasselbe aufsaugt und gleichzeitig durch Handdruck und langen Kantschuk- oder Hanfschlauch zum Gießen und Bespritzen von Pflanzen,[350] auch Bäumen, weiter befördert; ähnliches gilt von der tragbaren Pumpe, zum Gebrauch im Gewächshaus, im kleinen überhaupt von der Handspritze. Zum Transport des Schlauches dienen zweiräderige Wagen mit leichter, drehbarer, aus runden Stäben bestehender Trommel (Schlauchwagen). Bei Vorhandensein von Wasserleitungen benutzt man zum Sprengen des Rasens selbsttätige Apparate (Rasensprenger, s. d.).

Beim Säen und Pflanzen benutzt man die Gartenschnur, jedes Ende an einem Pflock befestigt, an dem zwei Personen sie auf dem geebneten Beet hin und her ziehen, um die Linien zu markieren, auf denen gesät oder gepflanzt werden soll; das Säen in den vertieften Linien geschieht durch die Hand oder durch das Säehorn, durch eine Flasche mit einer Federspule im Kork, oder durch eine Handsäemaschine; die Erddecke des Samens wird im Frühjahr mit unter die Füße geschnallten Tretbrettern festgetreten oder durch eine nicht zu schwere eiserne Walze festgelegt. Bei Stellensaat wendet man das Tippelholz an, ein rundes, 30 cm weites Brett mit 1 m langem Stiel und, auf der andern Seite, mit je nach Bedarf mehr oder weniger hölzernen Zinken, mit denen man in den Boden sticht und Löcher öffnet, in welche die Samen einzeln gelegt und dann mit Erde bedeckt werden; das 30 cm lange Pflanzholz von hartem Holz, unten breit (nicht rund) zugespitzt und mit Eisen beschlagen, oben mit Knopf oder Handgriff versehen, auch mit Querstift zum Bemessen der Tiefe des Eindringens, ist beim Versetzen junger Pflanzen unentbehrlich.

Zum Schneiden dienen: das Gartenmesser mit fast gerader, nach vorn geneigter Klinge und Hirschhorngriff; das Okuliermesser, dem vorigen ähnlich, aber klein und der Griff in einen seinen, wenn auch breiten Löser ausgehend; etwas größer, aber ohne Löser ist das Kopuliermesser, zu allen Pfropf- und Gartenarbeiten brauchbar; die Gartenschere besteht aus zwei schneidenden Hälften vom feinsten Stahl, der Feder und dem mit Holz belegten eisernen Griff; die Raupen- oder Baumschere ist an einer langen Stange befestigt und wird durch eine Schnur zum Abschneiden von Zweigen etc. in der Krone des Baumes benutzt; die Heckenschere ist eine große Schere zum Beschneiden der Hecken; die Baumsägen von den kleinsten und mittlern ohne Bügel bis zu den größern mit Bügel und Handgriff dienen zum Abschneiden mehr oder weniger großer oder vertrockneter Äste, die an der Stange für solche hoch oben am Baum; die Ringelzange mit doppelter Schneide in verschiedenster Form dient im Frühjahr zur Aushebung eines Rindenringes unter dem Knoten, um die an diesem sitzende Traube oder andre Frucht zu vergrößern. Hier anzuschließen sind der Bandhalter, ein kleines Instrument zum Befestigen im Knopfloch des Rockes, mit doppelter Feder, um die zum Anheften nötigen Bänder zur Hand zu haben, die Probiergläschen zum Bedecken von Veredelungen, um das Anwachsen zu beschleunigen, Glasglocken, um die Ausbildung von Gemüse zu befördern, etc.

G. zur Pflege des Rasens. die Rasenmähmaschine (s.d.); langsamer arbeitet man mit der aus Messerstahl gefertigten kurzen englischen Sense; kleinere Flächen mäht man mit der Sichel, die kleinsten mit der Rasenschere, deren Griffe 10 cm über oder schräg an den Klingen stehen; mit dem Kantenstecher, einem 10 cm breiten, 25–30 cm langen, halbmondförmig gebogenen Eisen mit hölzernem Stiel, sticht man die Rasen- oder Wegkanten ab.

Gegen Ungeziefer braucht man außer Mäuse-, Maulwurfsfallen etc., Rindenbürsten aus Stahldraht zum Abbürsten von Moos, Flechten, loser Rinde, Ungeziefer an Obstbäumen; die Raupenfackel, eine brennende Petroleumlampe, zwischen zwei Armen beweglich aufgehängt, macht die Raupen herunterfallen, wenn die Flamme sie berührt; mit dem geteerten Netz schützt man Weintrauben und Kirschen gegen Sperlinge und Amseln, durch Medizinflaschen mit wenig Honig oder Sirup gegen Wespen; vgl. auch Gartenspritzen.

Zur Ernte des Obstes dienen: eine einbaumige Leiter mit zwei Füßen, ein kleiner um den Leib zu schnallender Korb, ein auf langer Stange befestigtes Körbchen, große Körbe u. a. Zum Pflücken einzelner Obststücke benutzt man Obstbrecher verschiedener Konstruktion, z. B. eine Schere an einem langen Stab, deren einer Arm durch eine Schnur bewegt wird; ein unter der Schere befindlicher Beutel nimmt die abgeschnittene Frucht auf. Andre Obstbrecher sind mit Zähnen ausgestattet, zwischen denen die Frucht leicht abgebrochen werden kann.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 350-351.
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