Gay-Lussac

[397] Gay-Lussac (spr. gē-lüssack), Joseph Louis, Chemiker und Physiker, geb. 6. Dez. 1778 in St.-Léonard (Obervienne), gest. 9. Mai 1850 in Paris, studierte in Paris, wurde 1801 Élève-ingenieur an der École nationale des ponts et des chaussées, unternahm 1804 und 1805 mit Biot mehrere Luftfahrten, um magnetisch-elektrische und thermometrische Beobachtungen anzustellen, ward 1808 Professor der Physik an der Sorbonne, 1809 Professor der Chemie an der Polytechnischen Schule und 1832 auch am Jardin des plantes. Daneben war er seit 1805 Membre du comité consultatif des arts et des manufactures, seit 1818 Membre du conseil de perfectionnement des poudres et salpêtres, seit 1829 Essayeur du bureau de garantie de la monnaie etc. 1839 erhielt er die Pairswürde. G. bestimmte 1805 mit A. v. Humboldt[397] die quantitative Zusammensetzung des Wassers, untersuchte 1809 die Volumverhältnisse bei der Verbindung gasförmiger Körper und lieferte auch Arbeiten über die Ausdehnung der Gase durch die Wärme (1802), über die Dichtigkeit mehrerer Dämpfe (1809), über die Ausdehnung der flüssigen Körper (1816), über Verdampfung etc. Er studierte die Verbindungen des Schwefels und seiner Säuren, den Schwefelwasserstoff und die Schwefellebern, das Jod, Chlor, Cyan und den Salpeter. Seine Anleitungen zur Analyse des Schießpulvers, des Chlorkalks, der Pottasche, der Soda und des Borax etc., zur Silberprobe auf nassem Weg und ähnliche waren von großem Einfluß auf die Technik. Er untersuchte ferner die Erscheinungen der Gärung, die Ätherbildung, entdeckte das Jodäthyl etc. Von 1807–11 bearbeitete er mit Thénard, später (1814) mit Webster und (1824) mit Liebig gemeinschaftlich die wichtigsten Gegenstände der Chemie. Seit 1816 redigierte er mit Arago die »Annales de Chimie et de Physique«. Mit A. v. Humboldt gab er 1804 »Mémoires sur l'analyse del'air atmosphérique« (Par. 1804) heraus, mit Thénard »Recherches physico-chimiques faites sur la pile« (das. 1811, 2 Bde.). Seine Vorlesungen gaben Grosselin (»Cours de physique«, 1827) und Marmet (»Leçons de chimie«, 1828, 2 Bde.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 397-398.
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