Guadet

[476] Guadet (spr. gŭadä), Marguerite Elie, Girondist, geb. 20. Juli 1758 in St.-Emilion bei Bordeaux, gest. 18. Juni 1794, war beim Ausbruch der Revolution Advokat in Bordeaux und ward 1791 in die Gesetzgebende Versammlung gewählt, wo er bald eins der angesehensten Mitglieder der Girondistenpartei wurde. Er war 1792 einer der eifrigsten Betreiber des Krieges gegen Österreich und griff schonungslos das Königtum und dessen damaligen Verteidiger Lafayette an. Als Mitglied des Konvents aber begann er in Gemeinschaft mit Louvet schon im Oktober 1792 Robespierre und dessen Partei zu bekämpfen. Guadets Unbeugsamkeit und Schärfe waren hauptsächlich daran schuld, daß Dantons wiederholte Versuche, eine Versöhnung der Gironde mit dem Berg herbeizuführen, scheiterten (März und Mai 1793). Deshalb erlangten die Jakobiner im Konvent trotz Gnadets Widerstand 2. Juni die Verhaftung der Girondisten. G. entzog sich der leichten Hast und begab sich in seinen Geburtsort, wo er allmählich eine Anzahl seiner geflüchteten Schicksalsgenossen um sich sammelte. Auch hier verfolgt, floh er in das Haus seines Vaters nach Libourne, wo er nebst seinem Kollegen Salle ergriffen und hingerichtet wurde. Gnadets und seiner Parteigenossen letzte erschütternde Schicksale hat sein Neffe, der Historiker Joseph G. (geb. 1795, gest. 1881), beschrieben in: »Les Girondins, leur vie privée, leur vie publique, leur proscription et leur mort« (Par. 1861, 2 Bde.; neue Ausg. 1890). Letzterer hat sich auch durch seine Förderung des Blindenwesens hervorgetan (vgl. La Sizeranne, Joseph G. et les aveugles, Tournon 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 476.
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