Gyllembourg-Ehrensvärd

[559] Gyllembourg-Ehrensvärd, Thomasine Christine, geborne Buntzen, dän. Novellistin, geb. 9. Nov. 1773 in Kopenhagen, gest. 2. Juli 1856, Gemahlin des Satirikers P. A. Heiberg und Mutter des[559] Dichters J. L. Heiberg (s. diese Artikel), vermählte sich nach der Landesverweisung Heibergs (1799) mit dem schwedischen Baron Ehrensvärd, der nach seiner Ausweisung aus Schweden (1801) unter seinem mütterlichen Namen Gyllembourg in Kopenhagen lebte (gest. 1815). G. erzielte ihren ersten Erfolg mit der Novelle »Die Familie Polonius«, die sie im Alter von 53 Jahren anonym in der von ihrem Sohn herausgegebenen Wochenschrift »Flyvende Post« veröffentlichte (1827). Es folgten: »Der Zauberschlüssel« und die »Alltagsgeschichte« (»En Hverdagshistorie«, 1828), deren Erfolg sie veranlaßte, sich fortan »Die Verfasserin einer Alltagsgeschichte« zu nennen, ferner die vorzüglichen Novellen. »Mesalliance« (1833), »Die hellen Nächte« (1834), »Die Extreme« (1835) mit der klassischen Schilderung des Lebens im Rahbekschen Hügelhaus (s. Rahbek), »Montanus der Jüngere« (1837), »Zwei Zeitalter« (1845) u. a. Ihre streng gewahrte Anonymität wurde erst nach ihrem Tode gelüstet. G. gilt als Schöpferin der modernen bürgerlichen Novelle in Dänemark. Treffende Charakterzeichnung und scharfe Beobachtungsgabe verbinden sich in ihren Novellen mit der humanen Weltanschauung der Aufklärungsperiode, mit dichterischer Innigkeit und erlesenem Geschmack. Ihre gesammelten Schriften erschienen in 12 Bänden 1849–51 (3. Aufl. 1883), deutsch durch Edmund Zoller als »Novellen der Verfasserin der Alltagsgeschichte« (Stuttg. 1852–53, 3 Bde.). Vgl. Joh. Luise Heiberg, P. A. Heiberg og Thomasine G. (Kopenh. 1882, 3. Aufl. 1883).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 559-560.
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