Gyllenborg

[560] Gyllenborg, 1) Karl, Graf von, schwed. Staatsmann, geb. 11. (?) März 1679 in Stockholm, gest. daselbst 9. Dez. 1746, kämpfte seit 1701 im Heere Karls XII. und kam 1703 als Legationssekretär nach London, wo er 1710 Resident, 1715 Gesandter wurde. Infolge seiner Beteiligung an den Umtrieben der Jakobiten (s. d.) Anfang 1717 von der englischen Regierung verhaftet, nach einem halben Jahr aber wieder freigelassen, nahm er 1718 als Staatssekretär an den Friedensverhandlungen mit Rußland teil. Seit 1723 Reichsrat, wurde er später Führer der »Hüte« und 1739, nach deren Sieg über die von A. B. Horn (s. d.) geleitete Partei der »Mützen«, Premierminister. Als solcher verwickelte er Schweden in den unglücklichen Krieg mit Rußland 1741–43. Zuletzt arbeitete er erfolgreich für das Zustandekommen einer schwedisch-preußisch-französischen Tripelallianz. Als Dichter und Prosaschriftsteller nicht ohne Begabung, verfaßte er unter anderm das erste schwedische Lustspiel »Den svenska sprätthöken« (1737). Eine Sammlung seiner Dichtungen (hrsg. von P. Hanselli) erschien 1863. Vgl. H. Larsson, Grefve Karl G. i London 1715–1717 (Gotenb. 1891).

2) Gustaf Fredrik, Graf von, Neffe des vorigen, geb. 1731, gest. 1808, war Kanzleirat, widmete sich aber mit Vorliebe der Poesie; er war eines der ersten Mitglieder der schwedischen Akademie (1786). In einem hölzernen Heldengedicht »Der Zug über den Belt«, einer Nachahmung von Voltaires »Henriade«, schildert er die Fahrt Karls X. über das Eis von Jütland nach Seeland. Er verfaßte ein didaktisches Gedicht über »Die Jahreszeiten« und schrieb Satiren, Fabeln und Oden, die den Beifall seiner Zeitgenossen fanden, aber jetzt vergessen sind. Vgl. seine Selbstbiographie »Mitt lefverne 1731–1775« (hrsg. von Frunck, Stockh. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 560.
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