Ehrensvärd

[415] Ehrensvärd, 1) Augustin, Graf, finnländisch-schwed. Militär, geb. 5. Okt. 1710 auf Fullerö (Westmanland), gest. 4. Okt. 1772 auf Saaris (Finnland), war seit 1734 Artillerieoffizier, 1745 Volontär im Heere Friedrichs d. Gr., wo er sich bei Soor auszeichnete. Als Generalleutnant war er 1761–62 schwedischer Oberbefehlshaber im Kriege gegen Preußen, machte sich als Erbauer der finnländischen Festung Sveaborg (s. d.) und als Schöpfer der finnländisch-schwedischen Schärenflotte einen Namen. 1771 in den Grafenstand erhoben, ward er 1772 Feldmarschall. Seine Biographie schrieb Waern (Stockh. 1876).

2) Karl August, Graf, finnländisch-schwed. Militär und Kunstschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 16. Mai 1745, gest. 21. Mai 1800 in Örebro, studierte, seit 1761 Marineoffizier, 1766–67 in Brest das französische Seewesen, ward, seit 1784 Oberadmiral, als Führer der Schärenflotte 1789 bei Svensksund von der russischen Übermacht besiegt und nahm 1790 wegen Meinungsverschiedenheiten mit Gustav III. seine Entlassung. Nach dessen Tod 1792 zum Großadmiral und Mitglied der Vormundschaftsregierung ernannt, leitete er bis 1794 das ganze Seewesen. Das Ergebnis seiner Reisen in Italien, wo er 1780–82 die antiken Denkmäler nach dem Vorbild Winckelmanns (s. d.) studierte, bilden die noch jetzt wertvollen Arbeiten »Resa till Italien« (Stockh. 1786, neue Aufl. 1819) und »De fria konsters filosofi« (1786; deutsch, Berl. 1805). Eine kritische Ausgabe seiner »Skrifter« hat Chr. Eichhorn veröffentlicht (1866). Vgl. K. Warburg, Karl August E. (Stockh. 1893).

3) Gustaf Johan, Freiherr, schwed. Hofmann, Vetter des vorigen, geb. 3. März 1746, gest. 24. Febr. 1783 in Berlin, wo er seit 1782 als Gesandter wirkte, gehörte zur nächsten Umgebung Gustavs III. Seine für die Zeitgeschichte wichtigen »Dagboksanteckningar« gab Montan heraus (Stockh. 1877–78, 2 Bde.).

4) Albert, Graf, schwed. Staatsmann, Enkel von E. 2), geb. 10. Jan. 1821 auf Rödjenäs (Småland), gest. 31. Jan. 1901 auf Tosterup (Schonen), war, seit 1841 Doktor der Philosophie, 1842–59 im diplomatischen Dienste tätig und wirkte 1864–85 erfolgreich als Landeshauptmann der Provinz Gotenburg-Bohus. Im Ständereichstag (seit 1847), bez. in der Ersten Kammer (1867–74, 1877–90) vertrat er liberale und freihändlerische Anschauungen. Als Minister des Auswärtigen (1885–89) erregte er in Schweden durch seine Nachgiebigkeit bei unionspolitischen Fragen nicht selten Widerspruch. Als Mitglied zahlreicher [415] Akademien förderte E., wie sein Großvater, verständnisvoll alle Kultur- und Bildungsbestrebungen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 415-416.
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