Hankou

[776] Hankou (Hankau, »Mündung des Han«), wichtigster Binnenhafen Chinas, in der Provinz Hupe, 936 km oberhalb Schanghai, an der Mündung des Hankiang in den Jangtsekiang, durch jenen von Hanyang (s. d.), durch diesen von Wutschang (s. d.) geschieden, besteht aus der ansehnlichen Fremdenstadt am Flußufer (englische, russische und Jesuitenkirche) und der engen, schmutzigen Chinesenstadt, ist Sitz einer Zolldirektion und eines deutschen Konsuls (deutsche Kronkonzession seit 1895) und hat etwa 850,000 Einw. H. ist Handelsmittelpunkt für den fremdländischen Verkehr (der seit 1858 zugelassen ist) mit dem mittlern und westlichen China und auch für den inländischen überhaupt, nämlich für die Beziehungen zwischen Süden und Norden, Westen und Osten, im besondern der wichtigste Binnenplatz für den Teehandel; die Teeausfuhr betrug 1901 insgesamt 8,378,444 Taels. Andre wichtige Ausfuhrwaren sind (gelbe) Rohseide, Kuh- und Büffelhäute, Holzöl, Sesamsaat, Arzneien, Chinagras; Einfuhrwaren: Baumwoll- und Wollwaren, Metallwaren, Petroleum, Zucker. 1901 betrug die Ausfuhr nach dem Ausland 2,336,285 u. nach chinesischen Häfen 27,036,357, die Einfuhr aus dem Ausland 2,141,491 und aus chinesischen Häfen 55,473,792 Taels. An ausländischen Firmen waren 1901 vertreten 76 (mit 956 Angestellten), darunter 26 (195) englische, 10 (87) deutsche, 8 (194) amerikanische, 7 (74) französische, 7 (64) russische, 4 (74) japanische etc. Das Teegeschäft liegt größtenteils bei den Russen, die große Fabriken mit Dampfbetrieb zur Herstellung von Ziegeltee errichtet haben; dieser geht zu Wasser nach Tientsin, dann über Kalgan und Kiachta, während die guten Sorten direkt nach den europäischen Häfen (Odessa) verfrachtet werden. Der Schiffsverkehr belief sich 1902 auf 2691 Dampfer mit 2,809,155 Ton. und 1380 Segelschiffe mit 190,038 T.; unter den Dampfern waren 1024 englische mit 1,219,670,454 deutsche mit 514,392,725 chinesische mit 459,387 T. Die Jangtsefahrten wurden 1901 besorgt von 12 englischen (davon aber 4 chinesisches Eigentum), 8 deutschen (5 H.-Schanghai, 1 H.-Itschang, 2 H.-Swatau), 6 chinesischen und 5 japanischen Dampfern; die Segelschiffahrt ist fast ganz chinesisch, ebenso die Dampfschiffahrt nach Hunan. Die Eisenbahn nach N. (Richtung auf Peking) war 1902 rund 300 km vorgeschritten, die nach S. (Kanton) geplante noch immer nicht begonnen. An Banken sind in H. vertreten die Chartered Bank of India, Australia and China, die Deutsch-Asiatische Bank, die Hongkong and Shanghai Banking Corporation, die Mercantile Bank of India, die Russisch-Chinesische Bank und (seit 1902) die Banque de l'Indo-Chine. Die Stadt, 1861 dem fremden Verkehr eröffnet, wurde in dem Taipingkriege niedergebrannt und geplündert, so daß die Einwohnerzahl, die früher mehrere Millionen betragen haben soll, gewaltig sank. Vgl. H. Cordes, Handelsstraßen und Wasserverbindungen von H. nach dem Innern von China (Berl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 776.
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