Harnblasenzerreißung

[821] Harnblasenzerreißung im Körper, mit Erhaltung der darüber liegenden Haut, kommt nur durch eine von außen (Schlag, Stoß, schwerer Fall, Überfahrenwerden, Quetschung [bei der Entbindung] etc.) oder von innen (Pressen beim Stuhlgang, beim Erbrechen, Husten etc.) wirkende Gewalt zustande. Häufig ist eine Erkrankung der Blasenwand schon vorhanden gewesen; auch ist stärkere Füllung derselben von begünstigendem Einfluß. Die Symptome sind stets die einer sehr schweren Verletzung, Ohnmacht, Erbrechen, kleiner Puls, heftiger Schmerz neben dem Gefühl von Völle im Unterleib, Unmöglichkeit, Urin zu lassen, Entleerung von nur wenig (meist blutigem) oder gar keinem Urin mittels Katheter etc. Die H. ist eine lebensgefährliche Verletzung, besonders häufig und rasch tödlich, wenn sie an den vom Bauchfell überzogenen Teilen der Blase sitzt; etwas günstiger verlaufen die Fälle, bei denen das Bauchfell unverletzt ist. Im erstern Fall wird besonders Bauchfellentzündung, im letztern Harninfiltration des Beckenzellgewebes zu befürchten sein. Die beste Behandlung ist frühzeitige Operation, Vernähung der Blasenwunde und Schaffung ausgiebigen Harnabflusses.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 821.
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