Heckscher

[35] Heckscher, Johann Gustav Wilhelm Moritz, deutscher Reichsminister, geb. 26. Dez. 1797 in Hamburg, gest. 7. April 1865 in Wien, machte im hanseatischen Freiwilligenkorps den Feldzug von 1815 mit, studierte 1816–20 die Rechte, brachte einige Jahre auf Reisen nach der Schweiz, Italien, Frankreich, England und Rußland zu und wurde Advokat in Hamburg. Von seiner Vaterstadt 1848 in das Vorparlament abgeordnet, zeichnete er sich hier wie im Parlament durch seine umsichtige Mäßigung, die Klarheit und logische Schärfe seiner Reden aus. Entschieden bekämpfte er die Permanenzerklärung des Vorparlaments, war Mitglied der Deputation, die dem Erzherzog Johann die Nachricht von seiner Wahl zum Reichsverweser nach Wien überbrachte, und erhielt im ersten Reichsministerium (12. Juli 1848) das Portefeuille der Justiz. Er begleitete den Reichsverweser auf seiner Reise nach Frankfurt und übernahm nach vollständiger Besetzung des Reichsministeriums die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten. Bei den Verhandlungen über den Waffenstillstand von Malmö hatte er die heftigsten Angriffe zu erdulden und wäre in Höchst beinahe der Erregung des Pöbels zum Opfer gefallen. Er trat als Reichsminister ab, ging im Oktober als Gesandter nach Turin und Neapel und kehrte nach Frankfurt in dem Augenblick zurück. als die entscheidenden Verfassungsfragen dem Abschluß nahe waren. Als Großdeutscher bekämpfte er das Gagernsche Programm und das preußische Erbkaisertum, aber nachdem 27. März die erbliche Würde eines Kaisers der Deutschen beschlossen[35] war, kehrte H. Ende April nach Hamburg zurück und nahm seine advokatorische Praxis wieder auf. 1853 zum hanseatischen Ministerresidenten in Wien ernannt, leistete er 1857 in der damaligen Handelskrisis seiner Vaterstadt durch die Vermittelung eines von Österreich gewährten Silberdarlehens große Dienste.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 35-36.
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