Herrēra

[232] Herrēra, 1) Fernando de, genannt »der Göttliche« (el Divino), einer der größten span. Lyriker, von dessen Lebensumständen nichts weiter bekannt ist, als daß er um 1534, wahrscheinlich in Sevilla, geboren war, das geistliche Kleid trug und 1597 gestorben ist. Von seinen poetischen Werken, von denen er nur eine kleine Anzahl selbst herausgab (Sevilla 1582), ist der größte Teil verloren, da die vollständige Handschrift kurz nach des Dichters Tode in Flammen ausging. Die übriggebliebenen gab sein Freund, der Maler Francisco Pacheco, u. d. T.: »Versos« heraus (Sevilla 1619). Mit mehreren bis dahin ungedruckten vermehrt, bilden sie den 4. und 5. Band der Dichtersammlung des Don Ramon Fernandez (Madr. 1786, neue Aufl. 1808); auch stehen sie im 32. Bande der »Biblioteca de autores españoles« (das. 1854). Sie bestehen aus Sonetten und Elegien im Geschmack Petrarcas und aus schwungvollen Oden etc., die zu den schönsten Erzeugnissen der spanischen Lyrik gehören. Besondere Auszeichnung verdienen die Ode auf den Sieg von Lepanto (gedruckt 1572 zu Sevilla in einer ersten Bearbeitung; vgl. A. Morel-Fatio, »L'hymne sur Lépante«, Par. 1893) und eine andre auf den Untergang des Königs Sebastian von Portugal in der Schlacht bei Alkacer Kebir. Außer seinen Gedichten hat man von H. noch zwei schätzbare historische Schriften: »Guerra de Chipre y sucesos de la batalla naval de Lepanto« (Sevilla 1572) und »Vida y muerte de Tomas Moro« (das. 1592). Auch hat er eine vortrefflich kommentierte Ausgabe von den Gedichten Garcilasos besorgt (1580).

2) Antonio de, span. Geschichtschreiber, geb. 1549 in Cuellar bei Segovia, gest. 29. März 1625 in Madrid, kam jung nach Italien, ward Sekretär des Vespasiano Gonzaga, kehrte mit ihm nach Spanien zurück und erhielt nach dessen Tod von Philipp II. das Amt eines Historiographen der beiden Indien und Kastiliens. Später wurde er Staatssekretär. Sein bekanntestes Werk ist die »Historia general de los hechos de los Castellanosen las islas y tierra firme del mar oceano, 1492–1554« (Madr. 1601–15, Antwerp. 1728; mit Fortsetzungen hrsg. von Gonzalez de Barcia, Madr. 1728–30, 4 Bde.), die durchweg auf den meist noch im Indienarchiv erhaltenen Originalberichten der Entdecker und Kolonialbehörden beruht. Eine Einleitung dazu bildet seine »Descripcion de las Indias occidentales« (Madr. 1601 u. 1615; lat. von Barläus, Amsterd. 1522; franz., Par 1640). Von seinen übrigen Schriften erwähnen wir: »Historia del mundo,en el reynado del rey D. Phelipe II 1554–1589« (Madr. 1601–12, 3 Bde.); »Commentarios de los hechos de los Españoles, Franceses y Venecianosen Italia, 1281–1559« (das. 1624) und »Historia de Portugal y conquista de las islas de los Açores, 1582–1583« (das. 1591).

3) Francisco de, genannt el Viejo (der alte), span. Maler, geb. 1576 in Sevilla, gest. 1656 in Madrid, ward als der erste, der von der unfreien Manier der ältern spanischen Maler abwich, durch seine kräftige, naturalistische Darstellungsweise der Stifter einer neuen nationalen Malerschule. Er war ein Schüler des Luis Fernandez, ging aber nachher zu Pacheco über. Diesem schlossen sich später auch die Schüler Herreras und endlich sogar seine eignen Söhne an, was Herreras unverträgliches Wesen veranlaßt hatte. Er wurde beschuldigt, mit Falschmünzern in Verkehr[232] gestanden zu haben, wozu wohl der Umstand, daß er auch in Bronze goß, Veranlassung gegeben haben mag. Später arbeitete H. in Madrid, wo er in großem Ansehen stand. Seine Hauptwerke sind zahlreich in den Kirchen Sevillas zu finden, aber auch andre Kirchen und Sammlungen Spaniens und des Auslandes besitzen gute Bilder von ihm. Zu seinen Hauptwerken gehören das Jüngste Gericht in der Kirche des heil. Sebastian zu Sevilla und die Israeliten in der Wüste die Wachteln auflesend und der heil. Basilius, seine Ordensregel diktierend (beide im Louvre zu Paris). H. malte in Öl wie in Fresko mit gleich großer Meisterschaft, nur arbeitete er oft zu flüchtig. Seine Zeichnung ist korrekt, und besonders trefflich sind seine nackten Figuren, welche die meisten ältern spanischen Maler ängstlich vermieden. Der größte Teil seiner Gemälde ist historischen Inhalts; doch malte er auch Szenen aus dem täglichen Leben, Wirtsstuben, Küchen etc. Auch in der Baukunst war er erfahren, wie d K Fassade des Klosters de la Merced zu Sevilla zeigt.

4) Francisco de, genannt el Mozo (der jüngere), span. Maler und Architekt, Sohn von H. 3), geb. 1622 in Sevilla, gest. 1685 in Madrid, war Schüler seines Vaters, entfloh aber nach Rom und kehrte erst nach des Vaters Tode nach Spanien zurück. Schon in Italien hatte er sich durch seine Genrebilder aus dem Volksleben einen Namen erworben. Besonders natürlich malte er die Fische, weshalb ihn die Italiener lo Spagnuolo dei pesci nannten. Für die in der Kapelle der Madonna de Atocha in Madrid ausgeführte Himmelfahrt der heiligen Jungfrau in Fresko ernannte ihn König Philipp IV. zu seinem Hofmaler. Seine Werke befinden sich meist in Madrid und in Sevilla; neben den erwähnten sind noch ein heil. Franziskus, die Kirchenväter, die das auf Wolken schwebende Sakrament anbeten, und die Empfängnis Mariä in der Kathedrale zu Sevilla hervorzuheben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 232-233.
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