Sebastian

[234] Sebastian, 1) Heiliger, Patron der Schützen, soll unter Diokletian Hauptmann in der Prätorianergarde gewesen und, da er sich weigerte, seinen Glauben abzuschwören, im J. 2880 (?) von mauretanischen Schützen mit Pfeilen durchbohrt worden sein. Tag: 20. Januar. Sebastians Martyrium bildet einen Lieblingsgegenstand der christlichen Kunst, die ihn meist als schönen, nur mit dem Lendentuch umgürteten Jüngling, an den Baum oder Pfahl gebunden und von zahlreichen Pfeilen durchbohrt, darstellt. Von den Kunstwerken dieser Art verdienen besondere Erwähnung die Statue von M. Civitali im Dom zu Lucca, die Bilder von Luini (Certosa von Pavia), Sodoma (Uffizien in Florenz), Mantegna (Belvedere in Wien), Perugino (Louvre in Paris), Holbein (Pinakothek in München), P. Veronese (San Sebastiano in Venedig), Domenichino (Maria degli Angeli in Rom). Vgl. Hadeln, Die wichtigsten Darstellungsformen des heiligen S. in der italienischen Malerei (Straßb. 1906).

2) König von Portugal, geb. 1554, gest. 1578, der nachgeborne Sohn des Infanten Johann und einer Tochter Karls V., kam 1557 nach dem Tode seines Großvaters Johann III. zur Regierung unter Vormundschaft seines Oheims, des Kardinals Heinrich. Er schwärmte für eine Erneuerung der Kreuzzüge und die Eroberung Afrikas, unternahm schon 1574 eine Expedition nach Tanger gegen die Mauren und ergriff 1578 in dem Kriege zwischen Mulei Moloch und dessen Neffen Mulei Mehemed für letztern Partei. Er griff den Scherif 4. Aug. nach der Überlieferung bei Kasr el Kebir (span. Alcazar Quivir), wahrscheinlich aber 10 km südöstlich von El Araïsch am Wadi Makhzen an; doch ward fast das ganze portugiesische Heer aufgerieben, und S. selbst verschwand im Getümmel der Schlacht; mit Mühe wurde sein entstellter Leichnam aufgefunden und in Ceuta, später in Portugal beigesetzt. Doch bestritt man dessen Echtheit. Daher traten, nachdem Philipp II. von Spanien auf den Thron Portugals gelangt war, einige Pseudosebastiane auf. Die bedeutendste Rolle unter diesen spielte der vierte, der 1598 in Venedig auftrat, nach Spanien ausgeliefert und dort ins Gefängnis von San Lucar geworfen wurde, wo er 1600 wahrscheinlich hingerichtet ward. Vgl. Menezes, Chronica do Rei Dom S. (Lissab. 1730); Machado, Memorias para a historia de Portugal que comprehendem o governo del rey Dom S. (das. 1736–51, 4 Bde.); d'Antas, Les faux Don Sébastien (Par. 1875); São Mamede, Don Sébastien et Philippe II (das. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 234.
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