Himalajavölker

[342] Himalajavölker, zur mongolischen Völkerfamilie gehörige Gruppe von Stämmen am Südhang des Himalaja vom Indus bis zum Brahmaputra, die sich ethnologisch an die Tibeter anschließen. Sie stehen auf niedriger Kulturstufe, sind Nomaden, hängen größtenteils am alten, allen hochasiatischen Völkern gemeinsamen Aberglauben und sind dem Buddhismus fern geblieben. Diese autochthonen Stämme, die später von arischen und turanischen Stämmen verdrängt oder unterjocht wurden, erstrecken sich über die mittlere (3000–1000 m) und untere Region (von 1000 m bis ins Tal); die obere Region von 3000 m aufwärts wird von Tibetern bewohnt. Unter diese autochthonen Stämme sind von O. nach W. zu rechnen: die Leptscha im Stromgebiet der Tista im östlichen Nepal und im westlichen Bhutan, die Kiranti und Limbu östlich vom eigentlichen Nepal im Stromgebiet des Kausiki und in Sikkim, die Murmi und Nevar im Gebirge von Nepal zwischen Kausiki und Gandaki, die Gurung, Magar und Sunwar im Stromgebiet der Gandaki. Im W. bis gegen Gilgit wohnen zehn Mischstämme und in den sumpfigen Niederungen und Wäldern des Himalaja neun andre Stämme, von denen außer den Namen nichts bekannt ist. Die H. sind im Durchschnitt von mittlerm Wuchs, Kopf und Gesicht breiter als beim Inder; die Stirn meist hoch, aber nicht steil, das Kinn unbedeutend, der Mund groß und vorspringend, die Lippen jedoch nicht aufgeworfen, die Augen weit auseinander und mehr oder weniger schief gestellt, die Nase lang und abstehend, aber mit tiefem Sattel, die Nasenlöcher rund und weit. Das Kopfhaar ist üppig, der Bart gering, auch sonst der Körper wenig behaart. Der Körperbau ist muskulös und kräftig, die Brust breit und gewölbt. Die H. gehören zu den Völkern mit einsilbigen Sprachen. Von ihren Stammesverwandten in Tibet müssen sie sich vor dem 7. Jahrh. getrennt haben, da die Einführung des Buddhismus damals stattfand. Vgl. Cunningham, Ladakh (Lond. 1854); J. D. Hooker, Himalayan Journals (das. 1855, 2 Bde.; neue Ausg. 1891); Dalton, Ethnology of Bengal (Kalkutta 1872); Hodgson, Essays on the languages, literature and religion of Nepal and Tibet (Lond. 1874) und Miscellaneous writings relating to Indian subjects (das. 1880, 2 Bde.); Florence Donaldson, Lepcha Land (das. 1900); Waddell, Among the Himalayas (das. 1899).[342]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 342-343.
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