Hohenschwangau

[449] Hohenschwangau, königliches Schloß im bayr. Regbez. Schwaben, 3 km südöstlich von Füssen, war Lieblingsaufenthalt des unglücklichen Königs Ludwig II. Schon im 12. Jahrh. stand hier eine Burg (Schwanstein), die 1191 durch Kauf in den Besitz der Herzoge von Schwaben hohenstaufischen Stammes überging, dann dem Geschlecht der Herren von Schwangau gehörte und 1536 an die Augsburger Patrizierfamilie Paumgartner kam, welche die Gebäude niederreißen und 1538–47 ein neues Schloß errichten ließ. Herrschaft und Schloß wurden 1567 vom Herzog Albrecht V. von Bayern erworben. Letzteres war zur halben Ruine geworden, als 1832 der damalige Kronprinz Maximilian von Bayern das Gebäude wieder[449] erwarb und die Restauration desselben anordnete. Er gab dem Schloß (894 m ü. M. gelegen) auch den Namen H., den bisher eine gegenüber auf dem Berzenkopf liegende Burg geführt hatte. In prachtvoller Gebirgsumgebung krönt es einen Vorsprung der Alpen, dessen Fuß von dem Schwansee und dem Alpsee bespült wird. Das Innere ist in seinen verschiedenen prachtvollen Sälen mit Wandbildern von Neher, Quaglio, Lindenschmit, M. v. Schwind etc. geschmückt. Auch durch die historischen Erinnerungen übt H. hohen Reiz. Hier sagte Konradin beim Antritt seines Zuges nach Italien seiner Mutter Lebewohl. Im Schmalkaldischen Kriege setzte sich Schärtlin v. Burtenbach und nach ihm Moritz von Sachsen auf H. fest; im Dreißigjährigen Krieg und im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde das Schloß hart mitgenommen. An der Stelle der alten eigentlichen Burg H. liegt dicht an der Pöllatschlucht das Schloß Neuschwanstein, von Ludwig II. nach den Plänen des Hofbaudirektors v. Dollmann im frühromanischen Stil erbaut und vom König bis zu seiner Überführung nach Schloß Berg bewohnt, ein Wunderbau, mit prachtvoller Einrichtung, herrlichen Wandgemälden von Aigner, Hauschild, Schwoiser, Piloty, Jul. Hofmann u. a. und Kunstwerken aller Art versehen. Vgl. Muffat, Geschichte des Schlosses und der ehemaligen Reichsherrschaft H. (Münch. 1837); Hormayr, Die goldene Chronik von H. (das. 1842); L. v. Kobell, Das königlich bayerische Schloß H. (das. 1898) und Neuschwanstein (das. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 449-450.
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