Pilōty

[878] Pilōty, 1) Ferdinand, Lithograph, geb. 28. Aug. 1786 in Homburg, gest. 8. Jan. 1844 in München, gab hier 1808–15 mit Strixner 432 Lithographien nach Handzeichnungen alter Meister heraus, 1815 ein lithographisches Werk von den Galerien in München und Schleißheim, später auch von der Leuchtenbergschen und war seit 1836 in Verbindung mit Löhle an einem neuen Galeriewerk von der Pinakothek tätig, das sein Sohn Karl fortsetzte.

2) Karl von, Maler, Sohn des vorigen, geb. 1. Okt. 1826 in München, gest. 21. Juli 1886 in Ambach am Starnberger See, besuchte 1840 kurze Zeit die Münchener Akademie, wo er sich besonders an Schnorr anschloß, und arbeitete dann an dem lithographischen Werke seines Vaters. Später besuchte er Antwerpen und Paris, wo er die belgischen und französischen Koloristen kennen lernte. Unter ihrem Einfluß entwickelte er seine glänzende Technik, die wesentlich zu dem koloristischen Umschwung in der neuern Malerei Münchens und ganz Deutschlands beitrug,[878] besonders nachdem P. 1856 Professor an der Münchener Kunstakademie geworden war. Auf ein Genrebild: die Amme (1853), folgte 1854 sein erstes Geschichtsbild: die Gründung der katholischen Liga (im Maximilianeum), das neben großer koloristischer Wirkung aber auch bereits die Mängel seiner Begabung, Oberflächlichkeit der Charakteristik und Neigung zum Theatralischen, offenbarte. Es folgten: Seni an der Leiche Wallensteins (1855, Hauptwerk; Münchener Neue Pinakothek); der Morgen vor der Schlacht am Weißen Berg; Nero auf den Ruinen Roms (1861); Zug Wallensteins nach Eger; Galilei im Kerker (Museum in Köln); Gottfried von Bouillon, mit den Kreuzfahrern zum Heiligen Grabe pilgernd (Maximilianeum in München); die Äbtissin von Frauenchiemsee den Kriegern entgegentretend (1868, Museum in Königsberg); Ermordung Cäsars (1865); Kolumbus (1866, München, Galerie Schack); die Verkündigung des Todesurteils an Maria Stuart (1869); Friedrich von der Pfalz erhält die Botschaft von dem Ausgang der Schlacht am Weißen Berg; der Dauphin beim Schuster Simon (1871); Thusnelda im Triumphzug des Germanicus (1873, Hauptwerk; Münchener Neue Pinakothek); Heinrich VIII. um Anna Boleyn werbend (1873); die Verstoßung der Anna Boleyn (1874); der letzte Gang der Girondisten; die Allegorie der Munichia (1874–79, im Münchener Rathaus); die klugen und die törichten Jungfrauen (1881); unter der Arena (1882); der Rat der Drei in Venedig (1885); der Tod Alexanders d. Gr. (1887, Hauptwerk; unvollendet, in der Berliner Nationalgalerie). Er hat auch Bildnisse gemalt und Illustrationen zu deutschen Klassikern und Shakespeare gezeichnet. 1874 wurde er Direktor der Münchener Akademie. Im Gegensatz zur klassischen Richtung erstrebte P. mit allen Mitteln einer virtuosen Technik die Täuschung der Naturwirklichkeit, erreichte aber durch seine Neigung zum Pathetischen oft nur den Eindruck einer theatralischen Schaustellung. In der Wiedergabe des Stofflichen war er Meister. Als Lehrer versagten ihm auch seine entschiedensten Gegner ihre Anerkennung nicht, zumal, da er keinem seiner Schüler seine Richtung aufzwängte, sondern sich darauf beschränkte, das rein Technische zu lehren. Von seinen Schülern sind besonders Makart, Max, Defregger, Lenbach, J. Brandt, Grützner zu nennen. Vgl. Rosenberg, Die Münchener Malerschule (Leipz. 1887).

3) Ferdinand, Maler, Bruder des vorigen, geb. 9. Okt. 1828 in München, gest. daselbst 21. Dez. 1895, bildete sich auf der dortigen Akademie und bei seinem Schwager Schorn und arbeitete später vornehmlich unter dem Einfluß seines Bruders, dessen koloristischer Richtung er folgte. Im Nationalmuseum zu München und im Rathaussaal zu Landsberg am Lech führte er eine Anzahl geschichtlicher Fresken aus. Für das Maximilianeum in München malte er das Ölbild: Königin Elisabeth von England hält im Angesicht der Armada Heerschau ab. Von seinen übrigen Gemälden sind zu nennen: Thomas Morus im Kerker; Raffael auf dem Krankenlager; Graf Eberhard von Württemberg an der Leiche seines Sohnes; die Kapuzinerpredigt in Rom (Neue Pinakothek in München); das Urteil Salomonis. Er hat auch zahlreiche Illustrationen zu Schillers »Glocke«, zur Schiller- und zur Shakespeare-Galerie gezeichnet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 878-879.
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