Holyoake

[489] Holyoake (spr. hō'ljōk), George Jacob, engl. Sozialpolitiker und Freidenker, geb. 13. April 1817 in Birmingham, wurde in der Mechanic's Institution dieser Stadt gebildet, wirkte an derselben später eine Zeitlang als Lehrer der Mathematik und widmete sich dann ausschließlich einer vielseitigen politischen und literarischen Tätigkeit. 1841 hielt er Vorlesungen über Robert Owens Sozialphilosophie und richtete in der Folge seine Hauptagitation auf Hebung der arbeitenden Klassen. Seine in vielen Schriften und in der 1846 begründeten Zeitschrift »The Reasoner« dargelegten Anschauungen gipfeln in dem System des »Secularism«, welches das Leben auf Grund sittlicher und wissenschaftlicher Bildung mit Verzicht auf die Kirche geregelt wissen will. Dieselben sind in der von ihm 1874 als Organ der Säkularisten begründeten »Secular Review« vertreten (vgl. seine Schrift: »Secularism, its origine and nature«, 1897). Er war der letzte Engländer, der wegen Atheismus Gefängnisstrafe zu erleiden hatte; ein gegen ihn von der Regierung anhängig gemachter Prozeß führte zur Abschaffung des Zeitungsstempels in England; auch gab er die Veranlassung zu jener Bill (Evidence Amendment Act von 1869), die der bürgerlichen Versicherung gleiche Rechtskraft wie dem christlichen Eid gewährte. Ebenso gab er die Anregung zu den Blaubüchern, die das Auswärtige Amt über die »Verhältnisse der arbeitenden Klassen in fremden Ländern« ausarbeiten ließ. Die größten Verdienste erwarb er sich um das englische Genossenschaftswesen. Seine Schrift »The history of co-operation in Rochdale« (1858; 10. Aufl.: »Self help, or the Rochdale pioneers«, 1893) rief binnen zwei Jahren gegen 250 Arbeitergenossenschaften ins Leben und ist vielfach übersetzt worden (deutsch von Häntschke, Leipz 1888). Sein Hauptwerk ist die »History of co-operation in England« (Lond. 1875–79, 2 Bde.; 3. Aufl. 1885). Auch seine Schrift »Public speaking and debate«, eine Anleitung zur Redekunst (6. Aufl. 1903), fand Verbreitung Vgl. seine Selbstbiographie: »Sixty years of an agitator's life« (Lond. 1890, 2 Bde.; 3. Aufl. 1893).[489]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 489-490.
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